Montag, 1. August 2016

Venezianische Idylle

Gut erinnere ich mich noch an die Zeit in den frühen Sechzigerjahren, als ich das erste Mal im Hochsommer in Venedig weilte. Die ganze Stadt –um es euphemistisch zu sagen— roch seltsam. Dann wurde, auch mit internationaler Hilfe, das ganze Abwasserproblem angegangen. In den Achtzigerjahren war kaum noch Gestank auszumachen. Irgendwie muss dies die Venezianer nostalgisch gestimmt haben, denn sie helfen der gerucharmen Luft auf ganz besondere Art und Weise ab. Jeder Venezianer der sich selbst respektiert hat nämlich mindestens einen, meist aber mehrere Hunde. Besonders beliebt sind Hunde, die weder vom Breitengrad noch von der städtischen Bauart her in diese schöne Stadt passen, wie Huskys, Neufundländer, deutsche oder dänische Doggen, Schäferhunde jeglicher Herkunft—obwohl ich ausser auf Metzgerbänken nirgends irgendein Schaf gesehen habe— und natürlich die Modehunde par exellence Golden Retriever, die mit ihrem flauschigen Fell geradezu ideal in südliche Gegenden passen. Dazu kommen nostalgische Rassen wie Pudel jeglicher Grösse und Schur, Bulldoggen, Bullterrier—ja Kampfhunde sind sehr angesagt— und natürlich Möpse. All diese lieben Tierchen werden stolz „Gassi geführt“ und sorgen dafür, durch ihre Pisse den alten typischen Venedig-Duft wiederherzustellen.
Das „ grosse Geschäft“ wird wie überall auf der Welt üblich—so hoffe ich doch—weggeräumt, wenn der/die Hundehalter/in nicht sicher sein kann, dass niemand sie/ihn dem dampfenden Haufen zuordnen kann. Wie sonst, frage ich mich, sollten  die vielen „vergessenen“ Haufen, die dann oft mit den Schuhen in Hotels und Gaststätten getragen werden—denn bei der Menschenmasse kann man auch mit dem besten Willen den Boden meistens nicht sehen—zu erklären sein??


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