Dienstag, 30. August 2016

Wohnungswechsel mit Hilfe aus Afrika

Vor vielen Jahren wohnte ich in Rolle am Genfer See. Die Wohnung lag direkt am See. Die Besitzerin war die Witwe eines Dachdeckers, der besoffen vom Dach gestürzt war. Er lag  wenige Jahre nach dem Unfall eines Tages tot in seinem Paraplegieker-Bett. Wie und woran er gestorben war blieb ein gut gehütetes Geheimnis, war doch der Arzt der den Tod festgestellt hatte ein naher Verwandter der Familie. Die Besitzerin hatte einen sehr geregelten Tagesablauf. Morgens war sie, vom Vorabend her verkatert, mittags schlecht gelaunt aber so ab drei Uhr empfing sie meist Herrenbesuch. Später kamen dann mehrere Gäste und es wurde gezecht. Mit ihrem Sohn, der die Firma weiterführte war immer Streit. Es ging meist um gegenseitige Anschuldigungen über den Lebenswandel der Mutter und das Saufen des Sohnes und umgekehrt. Sie war  schon mehrmals wegen Blaufahrens auf Staatskosten für einige Monate untergebracht worden. Auch hatte sie erst vor kurzem den Führerschein wieder—für wie lange war das beliebteste Wettthema in der ganzen Gegend. Warum ich in dort wohnen blieb ist sehr einfach zu erklären. Die Wohnung war klein und sehr romantisch, sie lag direkt am See und die grossen Dampfer fuhren zwischen der künstlichen Poeten Insel „Ile de la Harpe“ und dem Hause zum Greifen nahe vorbei.
Dann entschied ich mich meinen Arbeitgeber zu wechseln. Ich fand nach fünfzehn Jahren eine neue Aufgabe. Mein neues Reisegebiet umfasste einen kleineren Teil der Westschweiz und einige grössere Gebiete der Deutschschweiz. Ein Umzug wurde nötig um pro Tag etwa 200 Kilometer weniger fahren zu müssen. Eines Mittags klingelte ich bei der Besitzerin um meinen ausserterminlichen Auszug zu verhandeln. Sie  machte auf Stur, ich müsse –wie es das Gesetz vorschreibt—zwei zumutbare solvente Nachmieter finden oder die Miete bis zum Vertragsende 11 Monate lang weiterbezahlen. Freundlich lächelte ich und  dachte  in Petto:  du Schnapsdrossel, dir werde ich’s zeigen. Dann verabschiedete ich mich süss lächelnd.
Ich hatte einen Freund, er war Gynäkologe mit eigner Praxis in Lausanne. Mein Freund stammte aus Schwarzafrika was man auch nicht übersehen konnte. Er hatte eine weisse Frau und vier Milch-schokoladefarbene Kinder Er war mit Feuer und Flamme dabei dieser—wie ich wusste und ihm schon mehrmals gesagt hatte—primitiven Rassistin eins auszuwischen. Zum Besichtigungstermin kam er mit seiner Ebenholz-farbenen Schwester und den so süssen adrett bekleideten Kindern. Sofort will ich den Vertrag unterschreiben sagte er der Vermieterin, die ihn bat zur Verwaltung zu gehen, denn es seien ja noch andere Bewerber da. Andere Bewerber? fragte ich lächelnd, also muss ich keinen zweiten Nachmieter suchen?
Dumm war die Dame nicht, sie hatte mein Manöver sofort durchschaut wusste dass sie verloren hatte und sprach seither kein Wort mehr mit mir. Die Verwaltung teilte mir mit, dass ich ohne Bedingung zum gewünschten Termin die Wohnung verlassen könne.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen