Mittwoch, 10. August 2016

Rache auf dem Lido di Venezia oder späte Einsicht.

Enzo, Mario Giuseppe und Tiziano waren zusammen zur Polizeischule gegangen. Alle vier stammten aus Venedig. Mario war an der Via Garibaldi aufgewachsen, Enzo und Giuseppe in Pellestrina, nur Tiziano kam vom Festland, ja er  stammte aus  Mestre. Nach der Ausbildung fingen alle vier zur selben Zeit als uniformierte Poliziottos ihren Dienst in Venedig an. Dank der schneidigen Uniform und ihrem süffisant-überheblichen Gebaren hatte sich bald jeder unserer vier Helden eine Freundin geangelt. Jahre später, alle vier waren inzwischen verheiratet und hatten je ein Kind, hatten  sie  es geschafft sich auf den Lido versetzen zu lassen. Mario war sogar zum Chefchen aufgestiegen, war es einfach Zufall oder vielleicht doch eher sein (arsch)kriecherisches Verhalten den Vorgesetzten gegenüber? Nun herrschten sie auf dem Lido und bestimmten alles. Wurden Diebstähle am Strand gemeldet, kam es immer darauf an wer solche Diebstähle meldete. War es ein Familienvater oder eine in die Kilos geratene Matrone, wurde die Anzeige zwar pflichtgemäss aufgenommen, dann aber dem Einstauben im Regal der Polizeistation überlassen. Beklagte sich eine nette hübsche junge Frau so tat man so als suche man nach  dem Stranddieb. Natürlich kannten die vier Ordnungshüter alle zwielichtigen Gestalten am Strand, denn diese zahlten ja auch dafür, dass sie nie—oder nur in Ausnahmefällen—erwischt wurden. Wenn also solch eine junge Frau etwas vermisste, wurde es von der immer hilfsbereiten Polizei „gefunden“ und am folgenden Tag oder gar am selben Abend der bestohlenen Schönheit ins Hotel gebracht. Manche dieser jungen Damen zeigte sich den Polizisten gegenüber äusserst dankbar…..
Übrigens gingen die Polizisten jeden Abend schwimmen—sie mussten doch ihren durchtrainierten Körper auch zur Schau stellen—. Ihnen wurde weder  Geld-Börse noch Telefonino geklaut, die danebenliegende Uniform schreckte selbst Amateurdiebe effizient ab.
Jahre später wurden die vier Freunde vom Lido-Dienst abgezogen, jüngere Kollegen übernahmen den Stranddienst. Wohnen taten sie aber weiterhin  alle vier in derselben Sozialwohnungs—Überbauung am südlichen Ende des Lidos. Nun gingen sie oft gemeinsam abends nach Dienstschluss zusammen zum Strand. Sie hatten alle vier zum nicht-uniformierten Polizeidienst gewechselt und träumten von einem prestigeträchtigen Job als „Commissario“ a la Brunetti. Es gab inzwischen viele neue Stranddiebe jeglicher „Couleur“ die natürlich keine Ahnung hatten wer diese  vier Männer waren die so stolz am Strand ihre Muskeln zeigten und die sich von den  Strandnixen bestaunen liessen. Nun lernten unsere Helden den Alltag der Touristen—mit entwendetem  Telefonino, Portemonnaie und manchmal gar allen Kleidern—ganz persönlich kennen. Sie, die solch Anzeigen nur in Ausnahmefällen ernst genommen und dann auch verfolgt hatten waren—da selbst betroffen—empört!  Das kann nicht so weiter gehen, wir lassen uns doch nicht von Zigeunern, Balkanesen Maghrebinern und Schwarzafrikanern bestehlen sagten sie sich als sie auf der Terrasse der Sferetta ihren Aperol-Spritz schlürften. Der Plan war schnell gemacht, die Ausführung dauerte etwas länger, aber schon nach wenigen Tagen hatten sie die Genugtuung, zuzusehen wie ferngezündete Badetaschen und Telefoninos in den Händen der davoneilenden Stranddiebe explodierten.




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