Enzo, Mario Giuseppe und Tiziano waren
zusammen zur Polizeischule gegangen. Alle vier stammten aus Venedig. Mario war
an der Via Garibaldi aufgewachsen, Enzo und Giuseppe in Pellestrina, nur
Tiziano kam vom Festland, ja er stammte
aus Mestre. Nach der Ausbildung fingen
alle vier zur selben Zeit als uniformierte Poliziottos ihren Dienst in Venedig
an. Dank der schneidigen Uniform und ihrem süffisant-überheblichen Gebaren
hatte sich bald jeder unserer vier Helden eine Freundin geangelt. Jahre später,
alle vier waren inzwischen verheiratet und hatten je ein Kind, hatten sie es
geschafft sich auf den Lido versetzen zu lassen. Mario war sogar zum Chefchen
aufgestiegen, war es einfach Zufall oder vielleicht doch eher sein (arsch)kriecherisches Verhalten den
Vorgesetzten gegenüber? Nun herrschten sie auf dem Lido und bestimmten alles.
Wurden Diebstähle am Strand gemeldet, kam es immer darauf an wer solche
Diebstähle meldete. War es ein Familienvater oder eine in die Kilos geratene
Matrone, wurde die Anzeige zwar pflichtgemäss aufgenommen, dann aber dem
Einstauben im Regal der Polizeistation überlassen. Beklagte sich eine nette
hübsche junge Frau so tat man so als suche man nach dem Stranddieb. Natürlich kannten die vier
Ordnungshüter alle zwielichtigen Gestalten am Strand, denn diese zahlten ja
auch dafür, dass sie nie—oder nur in Ausnahmefällen—erwischt wurden. Wenn also
solch eine junge Frau etwas vermisste, wurde es von der immer hilfsbereiten
Polizei „gefunden“ und am folgenden Tag oder gar am selben Abend der
bestohlenen Schönheit ins Hotel gebracht. Manche dieser jungen Damen zeigte
sich den Polizisten gegenüber äusserst dankbar…..
Übrigens gingen die Polizisten jeden
Abend schwimmen—sie mussten doch ihren durchtrainierten Körper auch zur Schau
stellen—. Ihnen wurde weder Geld-Börse
noch Telefonino geklaut, die danebenliegende Uniform schreckte selbst Amateurdiebe
effizient ab.
Jahre später wurden die vier Freunde
vom Lido-Dienst abgezogen, jüngere Kollegen übernahmen den Stranddienst. Wohnen
taten sie aber weiterhin alle vier in derselben
Sozialwohnungs—Überbauung am südlichen Ende des Lidos. Nun gingen sie oft
gemeinsam abends nach Dienstschluss zusammen zum Strand. Sie hatten alle vier
zum nicht-uniformierten Polizeidienst gewechselt und träumten von einem
prestigeträchtigen Job als „Commissario“ a la Brunetti. Es gab inzwischen viele
neue Stranddiebe jeglicher „Couleur“ die natürlich keine Ahnung hatten wer
diese vier Männer waren die so stolz am
Strand ihre Muskeln zeigten und die sich von den Strandnixen bestaunen liessen. Nun lernten
unsere Helden den Alltag der Touristen—mit entwendetem Telefonino, Portemonnaie und manchmal gar allen
Kleidern—ganz persönlich kennen. Sie, die solch Anzeigen nur in Ausnahmefällen
ernst genommen und dann auch verfolgt hatten waren—da selbst
betroffen—empört! Das kann nicht so
weiter gehen, wir lassen uns doch nicht von Zigeunern, Balkanesen Maghrebinern
und Schwarzafrikanern bestehlen sagten sie sich als sie auf der Terrasse der
Sferetta ihren Aperol-Spritz schlürften. Der Plan war schnell gemacht, die
Ausführung dauerte etwas länger, aber schon nach wenigen Tagen hatten sie die
Genugtuung, zuzusehen wie ferngezündete Badetaschen und Telefoninos in den
Händen der davoneilenden Stranddiebe explodierten.
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