Sie hiess
Bela. Ihren Namen hatte sie immer gehasst, denn sie war sich, als kluge Frau,
schon seit ihrer Pubertät absolut bewusst, dass sie hässlich war. Und sie war
wirklich hässlich. Als ich sie kennenlernte war sie eine nicht mehr ganz junge
Assistenzärztin.
Ja sie hatte
erst mal als Sekretärin gearbeitet weil sie zu schüchtern war nach der Matura
ein Medizinstudium zu beginnen. Da sie schon recht gut Italienisch konnte
suchte und fand sie eine Arbeit in Florenz. Ihr Chef war ein Neurochirurge der
in verschiedenen Spitälern der Provinz konsiliarische Sprechstunden abhielt und
wenn es indiziert war auch gleich operierte. Bald schon merkte der Chef, dass
sie intelligent und sehr interessiert war. Sie wurde quasi zu seiner
Assistentin, bis er sie förmlich zwang nun endlich ihr Medizinstudium zu
machen.
Nach Jahren
war sie dann Fachärztin für Rheumatische Erkrankungen.
Als es darum
ging, in eine Gruppenpraxis eizutreten fragte sie einer von den Kollegen
anlässlich eines Gruppengesprächs mit allen Kollegen, ob sie denn nicht
heiraten werde? Ihrer selbstzynische Antwort „haben sie meine hässliche Fresse
nicht bemerkt“ * folgte ein betretenes Schweigen.
Jahre später,
Bela war nun mitte fünfzig, lud ich sie zu einem Nachtessen in einer Landkneipe
ein. Wir sahen uns ab und zu auch ganz privat, es war immer spannend sich mit
ihr zu unterhalten. Bela war eine
begeisterte Bergsteigerin und bevorzugte Länder wie Norwegen und Schottland,
weil dort die Menschen ihr mehr entsprachen.
An diesem Abend brach sie plötzlich in Tränen
aus, sie die doch immer so taff wirkte hatte wohl doch einen weichen Kern. Nach
einigen respektvollen Warteminuten fragte ich sie was denn wäre. Und sie erzählte
mir folgende Geschichte.
Sie war mal
wieder in Norwegen gewesen um mit Freunden zu Ostern einige Bergwanderungen zu
machen. Und da war es passiert. In einer Berghütte hat sie mit einem auch dort
übernachtenden aber nicht zur Gruppe gehörenden Bergsteiger, na ja eben nicht
geschlafen sondern, die ganze Nacht lang……..
Und nun habe
sie eine ausgedehnte Herpes-Infektion sagte sie schluchzend und
lachend. Aber wenigstens hatte ich mal wieder guten Sex, ja aufs Alter hin
wirkt meine Hässlichkeit eben weniger abstossend, aber es war nicht leicht zu
einem Dermatologen zu gehen der sich sicherlich fragte „ wie kommt so eine
hässliche Frau zu Genitalherpes“?
Diese
Selbstironie machte sie mir äusserst liebenswert.
*n’avez vou
pas vue ma sale geule ? es war in der
Französischen Schweiz.
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