Donnerstag, 20. Juli 2017

Susanne

Susanne lies nichts anbrennen. Sie war nicht etwa Köchin, kochte zwar ganz leidlich, aber mit anbrennen ist etwas ganz anderes gemeint. Schon im Kindergarten suchte sie sich ihre Spielkameraden aus, Kameradinnen gab es nur ausnahmsweise. Dies ging auch in der Grundschule weiter.
Schon zu Beginn des Teenager-Alters wurde sie konkret, ja auf Schulausflügen und Schulreisen und bei Partys zog sie diejenigen der Mitschüler die ihr ins Auge gestochen hatten—bildlich gesprochen—ins Gebüsch, es konnte aber auch ein anderes, gerade unbesetztes, Klassenzimmer oder der Putz- Raum sein.
Anfangs war's nur Plänkelei, bald aber ging's richtig zur Sache. Sei‘s im Gymnasium oder im Studium in der Uni, Susanne nahm sich was sie wollte.
Zum Leidwesen vieler ihrer „Eintags-Liebhaber“ wechselte sie oft die Partner. Gerechterweise muss man sagen, dass mehrere Beziehungen von längerer Dauer, obwohl nie exklusiv, waren. Schon jung heiratete sie einen etwas jüngeren Kommilitonen, so ein—wie man in der Schweiz sagen würde—Milchbüebli-Typ oder Mutti-Söhnchen. Alle anderen Kommilitonen waren doch sehr irritiert über diese Wahl, hielt man ihren jetzt Ehegatten doch schon immer für asexuell oder schwul. Susanne hatte sich in ihren wildesten Jahren nie richtig um Verhütung gekümmert, deshalb war sie nicht wirklich erstaunt, dass sie nicht schwanger wurde. Bei ihrem Männerverbrauch war das eigentlich nicht nur ein Nachteil dachte sie insgeheim.
Die vielen Anrufe der Ehefrauen ihrer Liebhaber liess sie lächelnd über sich ergehen, erfrechte sich allerdings auch noch diesen betrogenen Gattinnen mancherlei Ratschläge zu erteilen wie man seinen Gatten „behandeln“ sollte ums Fremdgehen zu vermeiden; dies kam nur sehr selten gut an.
Verheiratet blieb sie seither mit ihrem Milchbüebli, zum Zanken sehen sie sich nicht oft genug, also gilt die Ehe als sehr harmonisch.
Als Susanne älter wurde und die verfügbaren Männer sich rarmachten, fing sie an sich auf ihre religiöse Erziehung zu besinnen, sie wurde wie man in Frankreich  so treffend sagt „ Un Corbeau de bénitier“* lugte aber immer noch nach „Einsamen“—nicht nur—Seelen.


*Eine Weihwasserkrähe.

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