Marc Antonio
hatte schon vor vielen Jahren aus seinem
geliebten Venedig ausreisen müssen, den genauen Grund dafür konnte man nur erahnen. In seiner grossen
Familie waren alle im Antiquitätengeschäft tätig. Waren Fälschungen, Unterschlagung, Hehlerei,
Übervorteilung oder sein unorthodoxes Privatleben der Anstoss zu seinem ganz
plötzlichen Verschwindend? Er wird das Geheimnis wohl mit ins Grab nehmen, aber
so weit ist es zum Glück noch nicht. Am Anfang diskutierten seine viele Freunde
sehr heftig beim Aperitivo in den „Bacaris“ über die wahren Gründe seines
abrupten Verschwindens. Ausser einer unbekannt grossen Summe verschiedener
Devisen transportierte er nur wenige Kleider die in einen kleinen Koffer passten.
Sein erstes Reiseziel blieb mysteriös. Erst Jahre später meldete er sich wieder
bei Familie und Freunden. Das erste Lebenszeichen kam aus Indonesien wo er
regen Kunsthandel betrieb. Nun reiste er auch ab und zu nach Venedig wo er noch
eine grosse Sammlung von persönlichen Kunstgegenständen hatte. Seine Geschäfte
waren so einträglich, dass er daran dachte sich eine endgültige neue Heimat zu
suchen. wo er seine Private Sammlung unterbringen konnte .Er fand was er sich
erträumt hatte in einem kleinen Land in Mittelamerika. Die Menschen sind liebenswürdig
und korrupt, das Wetter kann beinahe mit „ewiger Frühling“ beschrieben werden.
Er kaufte Land und mit dem nötigen „Propina“ kaufte er auch alle Bewilligungen
um ein Hotel oder besser noch ein Motel der Luxusklasse zu bauen. Die Lage war
strategisch gut gewählt, nahe am
Flugplatz .Viele Touristen kamen für die ersten und letzten Nächte ihrer Reise
hierher zum Übernachten. Es war sehr praktisch, Mietwagen konnten gebracht und
abgeholt werden. Marc Antonio kümmerte sich nicht um das Alltägliche er wohnte in einer Villa am Rande des Hotelparks, und
kam täglich mehrmals um zu sehen ob interessante Gäste angekommen waren, denn
er liebte kultivierte Gespräche. Fand er das Gespräch nach seinem Gusto begann er ein wenig über sein Leben und vor
allen Dingen über sein geliebtes Venezia zu reden. Wenn der Gesprächspartner
Venedig kannte und mitreden konnte war Marc Antonio überglücklich; manchmal lud
er diesen Gast zu sich in seine Villa zum Diner. Wer diese Villa einmal
gesehen hatte und sofern er etwas von Kunst und Antiquitäten verstand—meist
suchte Marc Antonio seine Gäste nach diesen Kriterien aus—vergass solche Abende
nie. Marc Antonio hatte seit kurzem eine neue
Haushaltshilfe und endlich war die Villa sauber ohne dass er dazu immer zu
mahnen brauchte. Da die Sicherheit in Zentralamerika Sache jedes Einzelnen ist
hatte Marc Antonio einen bewaffneten Nachtwächter und zwei Deutsche
Schäferhunde die ihm aufs Wort parierten. Als er nach einer Europareise, die ihn auch in
seine Heimatstadt führte, zurück kam ,freute er sich seine Villa blitzsauber
vorzufinden; weniger freute er sich, dass seine grosse Sammlung antiker
Bronzefiguren, sowie sein Renaissance Silber auch auf Hochglanz poliert
waren. Die Patina war zwar futsch, aber als Grandseigneur gab er sich selbst
und nicht der Putzfrau die Schuld .Er
hatte sie ja so gelobt dass alles vor Sauberkeit glänzte.
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