Donnerstag, 25. Februar 2016

Knasties

Sie waren, wegen diverser Straftaten in diesem Gefängnis gewesen. Irgendwie sind sie so etwas wie, na was denn, Kumpels Freunde Kameraden oder doch nur Komplizen „in spe“ geworden. Der erste der freikam war Geza, er war wegen Betrugs eingesessen. Geza war ein Gentleman-Betrüger, er war stets, wie viele Ungarn, pikfein angezogen, hatte sehr gute Manieren und sein leichter ungarischer Akzent war für Frauen meist unwiderstehlich. Einige Wochen später war die Reihe an Enzo, er stammte aus der Toskana, und hatte, nachdem  ihm dort das Pflaster zu heiss geworden war, in der Schweiz Arbeit gefunden. Er war ein nicht unbegabter Auto-Elektriker was ihm auch geholfen hatte—schon damals in Florenz—Autos zu knacken und im Mezzogiorno, dem Süden Italiens, an die Auto-Mafia zu liefern. Als es ihm dann zu "heiss" wurde kam er eben in die Schweiz, wo er wegen einer—wie er meinte—Lappalie für ein Jahr in den Knast musste. Der dritte im Bunde war Ruedi, ein echter Schweizer, er war nicht das Gehirn, sondern das schlagende Element dieses Trios. Im Knast hatten sie ausbaldowert, was wohl in Zukunft ihre Geschäftsmasche sein könnte. Geza das Hirn der Möchtegern-Gangster-Bande, hatte die  geniale Eingebung. Wir machen eine Firma auf, die Kredite ohne Garantien abgibt. Daneben eröffnen wir eine Garage mit Gebrauchtwagen, die wir dann den Kunden mit einem Leasing-Vertrag abgeben. Dass einige der Autos ohne richtigen „Stammbaum“ sind merkt sicher keiner, falsche Papiere und vor allem dumme Kunden sollten sich leicht finden lassen. Alle drei wussten ja aus schmerzlicher eigener Erfahrung, wie schwer es ehemalige Knastbrüder haben irgendetwas zu mieten oder auf Kredit zu erstehen. Da Gezas Bruder Janosch ein unbescholtenes—da noch nie erwischtes—Blatt war, wurde er Manager und Inhaber der Firma. Und das Geschäft ging so. Man vermietete an ex Knasties und Sozialhilfeempfänger Autos zu überhöhten Monatsraten aber ohne finanzielle  Garantien zu verlangen. Wollte einer der Leasings Nehmer aus dem Vertrag aussteigen war der zu entrichtende Preis horrend, die Kunden hatten keine Möglichkeit sich zu wehren, denn die meisten waren schon wieder in strafbare Aktivitäten verwickelt und fürchteten sich vor einer Klage der Leasingfirma, auch die Sozialamts-Kunden konnten ja nicht um Unterstützung oder Hilfe beim Amt vorstellig werden. Der zweite Geschäftszweig war, alte baufällige Immobilien zu kaufen und an dieselbe Art von Kunden zu Wucherpreisen, aber ohne Garantiedepot, zu vermieten. Was den vieren –Janosch war ja nun auch Partner—das Genick brach, war das Sozialamt. Und das kam so. Einige der Knasties waren ehrlich geworden und baten das Sozialamt um Unterstützung bei der Wohnungsmiete. Einem der wenigen cleveren Beamten fielen die Wuchermieten für diese Drecklöcher auf, es wurde recherchiert, als dann der Skandal im Regional-Fernsehen kam war das so schöne Geschäftsmodell futsch. Nach diesem Prozess war auch der Vorzeigebruder Janosch kein unbeschriebenes Blatt mehr.

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