Sonntag, 28. Februar 2016

Wasser predigen! & heimlich Wein trinken!

Er hiess Gottfried. Er war ein strenger griesgrämiger, pedantischer protestantischer Pfarrer schon beinahe wie einer Pfarrers-Karikatur. Auch war er ein eher alter Vater für seine drei Kinder. Gottfried war gross gewachsen, hager und hatte auffallend grosse—durch früh begonnene Arthrose verformte— Hände, die während des Gottesdienstes dramatisch warnend gen Himmel gestreckt, bei sensiblen Gläubigen Schreck und Angst auslösen konnten. Die äusserst bildhaften Schilderungen der Hölle und des Fegefeuers tauchten in vielen Albträumen in der Gemeinde bei sensiblen „Schäfchen“ auf. Sein Sohn ist schon vor Jahren, am Tage seiner damals erst mit zwanzig erreichten Volljährigkeit, auf Nimmerwiedersehen nach Übersee verschwunden. Die Ironie des Schicksals wollte, dass sich seine ältere Tochter,mit eben mal sechzehn Jahren, in einen ihrer Gymnasiallehrer verliebte, einen streng Katholischen—dem Opus Dei angehörenden— Latein und romanische Sprachen unterrichtenden Hidalgo. Ohne den Segen des Vaters heiratete sie und verschwand nach Cadiz, wo sie nur einmal von der duldsamen Mutter besucht worden war.  Der Grund, dass die beiden älteren Kinder das Pfarrhaus so fluchtartig verlassen hatten ist sicherlich in der kalten spartanischen Erziehung zu suchen. Nach des Vaters Ansicht war ja alles was auch nur einen Hauch von Befriedigung oder gar Vergnügen bringen konnte des Teufels Werk und musste unbedingt bekämpft werden. Bei Tisch ass man nie richtig warm, denn die ewiglangen Gebete und Segenswünsche liessen den Speisen Zeit abzukühlen; auch verliess man den Tisch immer mit einem Hungergefühl, satt war nur die—leider unförmig dicke—Pfarrersfrau, denn sie ass den ganzen lieben langen Tag über in ihrer Küche, behauptete aber wie viele Dicke „es sind die Drüsen“. Nun kann man sich das seelische und auch physische Leiden der jüngsten Tochter vorstellen.                                                                                                                        Maria-Magdalena, so hatte sie der Vater—wohl als vorbezogene Strafe für ihre Sünden  „in spe“—selbst getauft, wuchs nun seit ihrem neunten Lebensjahr, in welchem ihre heissgeliebte Schwester verständlicherweise die Heirats-Flucht ergriffen hatte, als überbehütetes überkontrolliertes Einzelkind auf. Im Prinzip war alles  was nicht explizit vom gestrengen Vater—nicht nur erlaubt sondern befohlen war—verboten. Schulreise mit Übernachtung—verboten, Sportunterricht—verboten, Theaterspielen, ausser Weihnachtskrippenspiel—verboten. Gottfried fuhr monatlich ein bis zwei Mal  für zwei bis drei Tage in die Hauptstadt weil er im Kirchenrat zu tun hatte, bei dieser Gelegenheit übernachtete er meist im kircheneigenen Hospiz. Maria-Magdalena fing nun an, sie war inzwischen vierzehn Jahre alt, an diesen Tagen wo sie der Kontrolle des Vaters—die Mutter merkte nichts vor Gleichgültigkeit und wohl auch wegen des grossen Alkoholkonsums—selbst in die Hauptstadt zu fahren. Schnell geriet sie in hoch- Interessante aber sogenannt schlechte Gesellschaft. Bei einer neugewonnenen Freundin konnte sie wohnen und vor allem die schönen geilen Kleider, die zu Hause verpönt gewesen wären ,horten; ja sie hatte sogar einen Schlüssel von dieser, einer Windmühle gleichenden, Wohngemeinschaft erhalten. Durch ihre neuen Freundschaften hat sie schon bald gelernt, wie man als hübsches junges Ding schnell zu recht viel Geld kommen kann. Sie hatte da ein Haus kennengelernt, wo man nicht zimperlich war, dreissig Prozent ging ans, sprechen wir‘s aus, Puff, der  Rest wurde in Kleider und sonstige Bedürfnisse investiert. In diesem „Haus“ war die Spielregel, dass die noch nicht volljährigen jungen Damen maskiert arbeiteten, damit sie von keinem Kunden auf Anhieb erkannt werden  und eine möglichst intakte Anonymität bewahren konnten. Maria Magdalena ging nur immer dann arbeiten, wenn Ebbe in der Kasse war oder wenn sie irgendetwas unbedingt haben wollte. Ihre Masche war es, den Kunden, den die Puffmutter ihr schickte, nackt und sich schlafend stellend zu empfangen. An einem Abend hörte sie wie die Tür aufgemacht und dann mit dem Schlüssel  doppelt abgesperrt wurde. Sie tat als schliefe sie tief  und hörte wie sich der Kerl auszog und dann an sie anschmiegte und, ohne auch nur ein Wort der Begrüssung von sich zu geben, von hinten her in sie eindrang. Nach dem kurzen schmerz und  freudlosen Akt, als der Mann sich erhob, drehte sie sich um weil sie ja nun das Geld einkassieren musste. Wie sehr sie erschrak, ihren Vater zu erkennen der eben mit ihr Sex gehabt hatte und der sie wegen der Maske ja nicht erkennen konnte kann man sich wirklich kaum vorstellen.

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