Sonntag, 1. Februar 2015

Erinnerungen ans Internat

So war der Heimleiter                                                                                                                                                        
Er foppte und stellte bloss, hatte aber auch ganz klare sadistische Züge. Er freute sich wenn seine Fallen die er den Zöglingen stellte zuschnappten, denn dann konnte er die Züchtigung, die man ja selbst verschuldet hatte in vollen Zügen geniessen, man sah es an seinem strahlenden Gesicht und auch manchmal, wenn es nachts geschah, an der Pyjamahose die er, wie meist, wohl absichtlich nicht ganz zugeknöpft hatte. Es war eine Freude für ihn sich über die Schüler aber auch deren Eltern lustig zu machen und dies bis zu groben Beleidigungen hin, dabei versuchte er gerecht zu sein, alle wurden irgendwann zur Zielscheibe seines beissenden Spottes, aber bei einigen war es viel einfacher da diese Schüler psychisch labil waren, bei solchen Zöglingen lohnte es sich, denn die daraus resultierenden Wutanfälle konnte man dann mit kaltem Duschen und weiteren beschämenden Aktionen Bestrafen. Er hatte die unbewusste, für mich sehr praktische, Angewohnheit beim Treppensteigen vor sich hin zu pfeifen, am liebstem Wagner Motive, für meine Ohren schrecklich aber als Warnsystem sehr effizient. Er konnte auch oftmals sehr lieb und lustig sein, sodass man seine dunklen Seiten vergass, die er uns aber immer wieder in Erinnerung rief. Dieser Wechsel von Peitsche und Zuckerbrot hat mich persönlich bestens aufs Leben mit seinen vielen Wechselbädern vorbereitet.  Auch war er so von sich selbst eingenommen, dass einige der Zöglinge schon damals im Alter zwischen etwa acht und achtzehn die Komik seines Verhaltens bemerkten. Sein geheimster Wunsch war es sicher, stehen zu bleiben und sich selbst vorbeigehen zu sehen, so schön fand er sich, obwohl wir Zöglinge da natürlich ganz anderer Meinung waren. Bei Gesellschaftsspielen, besonders Brettspielen hasste er es zu verlieren und jedes Mal wenn er affektiert einen Spielstein berührte sah es aus als berühre er den Stein der Weisen. Später als ich das Internat endlich verlassen hatte, sprach meine Mutter von ihm immer nur als „Der Pfau“.


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