So war der Heimleiter
Er foppte und
stellte bloss, hatte aber auch ganz klare sadistische Züge. Er freute sich wenn
seine Fallen die er den Zöglingen stellte zuschnappten, denn dann konnte er die
Züchtigung, die man ja selbst verschuldet hatte in vollen Zügen geniessen, man
sah es an seinem strahlenden Gesicht und auch manchmal, wenn es nachts geschah,
an der Pyjamahose die er, wie meist, wohl absichtlich nicht ganz zugeknöpft
hatte. Es war eine Freude für ihn sich über die Schüler aber auch deren Eltern
lustig zu machen und dies bis zu groben Beleidigungen hin, dabei versuchte er
gerecht zu sein, alle wurden irgendwann zur Zielscheibe seines beissenden
Spottes, aber bei einigen war es viel einfacher da diese Schüler psychisch
labil waren, bei solchen Zöglingen lohnte es sich, denn die daraus
resultierenden Wutanfälle konnte man dann mit kaltem Duschen und weiteren
beschämenden Aktionen Bestrafen. Er hatte die unbewusste, für mich sehr praktische,
Angewohnheit beim Treppensteigen vor sich hin zu pfeifen, am liebstem Wagner Motive, für
meine Ohren schrecklich aber als Warnsystem sehr effizient. Er konnte auch
oftmals sehr lieb und lustig sein, sodass man seine dunklen Seiten vergass, die
er uns aber immer wieder in Erinnerung rief. Dieser Wechsel von Peitsche und
Zuckerbrot hat mich persönlich bestens aufs Leben mit seinen vielen
Wechselbädern vorbereitet. Auch war er
so von sich selbst eingenommen, dass einige der Zöglinge schon damals im Alter
zwischen etwa acht und achtzehn die Komik seines Verhaltens bemerkten. Sein
geheimster Wunsch war es sicher, stehen zu bleiben und sich selbst vorbeigehen
zu sehen, so schön fand er sich, obwohl wir Zöglinge da natürlich ganz anderer
Meinung waren. Bei Gesellschaftsspielen, besonders Brettspielen hasste er es zu
verlieren und jedes Mal wenn er affektiert einen Spielstein berührte sah es aus
als berühre er den Stein der Weisen. Später als ich das Internat endlich
verlassen hatte, sprach meine Mutter von ihm immer nur als „Der Pfau“.
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