Montag, 9. Februar 2015

Stottern

Es war einmal vor vielen Jahren so etwa neunzehnhundert siebzig in einer kleinen Stadt, irgendwo in der West-Schweiz, ein etwas ungleiches Ehepaar. Er ,nennen wir ihn Heinrich, war in dieser Stadt ansässig, hatte hier auch die Schule besucht und mehrere Ausbildungen begonnen, die immer mit Zwist und Rausschmiss oder Türe knallendem Abtritt von Heinrich endeten. Er wurde sogar, auf Anklage seiner Eltern hin wegen „Faulheit und Rumlungern“ von der Polizei belästigt und kurze Zeit, bis zu seiner Volljährigkeit—damals noch zwanzig—in  ein Heim gesteckt. Kristine war aus ihrem heimatlichen Elsass in diese Gegend gekommen um in einem Heim für höhere Töchter aus reichem Hause als Aufseherin zu arbeiten. Die beiden haben sich in einem Tanzlokal, wo sie je mit einer Clique von Freundinnen oder Freunden ihren Samstagabend verbrachten, kennengelernt. Kristine hat sich hals über Kopf in diesen weltgewandten ein wenig schlitzohrigen um etwa zwanzig Jahre älteren Heinrich verknallt. Heinrich, sonst als Schwerenöter stadtbekannt wurde ganz zahm, ja beinahe schüchtern, auch er hatte sich, nicht verknallt, nein zum ersten Mal in seinem doch sehr bewegten Leben, verliebt. Heinrich blieb der der er immer gewesen war, klopfte seine Sprüche, war lustig wie gehabt, drehte seine Runden in den Cafés der Stadt und ging seinen verschiedenen brotbringenden Beschäftigungen nach. Ja er hatte viele verschiedene Aktivitäten, er machte Überwachungen untreuer Ehe-Partner, verkaufte Massanzüge vor allem an Ärzte, Anwälte und sonstige Freiberufler denen er dann natürlich auch Wein andrehte, guten aber oft ein klein wenig überteuerten Wein, er musste ja davon leben.War irgendwo eine illegale Poker-runde war er dabei und gewann fast immer. Viele in der Stadt mochten ihn obwohl er mit seinem Sarkasmus kaum jemanden verschonte, denn er schrieb und editierte eine satirische Zeitschrift die einmal jährlich, anlässlich des lokalen Winzerfestes herauskam, in der sich viele seiner Kunden leicht bis schwer verzerrt wiederfanden. Oft hatte man das Gefühl, dass die nicht karikierten beleidigter waren als die durch den Kakao gezogenen!                  Nach einer kurzen und intensiver verlobungsähnlichen Zeit, wurde geheiratet. Die Ehe blieb, trotz Bemühungen, kinderlos.  Kristine hatte eine kleine süsse Nichte, das Töchterchen ihres Bruders, der war, erstens sehr „speziell“ und zweitens frisch geschieden, lebte mit einer noch spezielleren  Partnerin die mit der Kleinen nichts am Hut hatte. Kristine und Heinrich nahmen die kleine Melanie zu sich in Pflege und versuchten dann, sie auch zu adoptieren, was nicht einfach war denn Heinrich galt durch seinen Lebenswandel und sein Freidenken—er war in keiner Kirche—als nicht würdig, Adoptiv -Vater zu werden. Eins Tages fühlte Kristine einen Knoten in der Brust, sie war erst knapp dreissig, der Knoten war in wenigen Tagen zu der Grösse einer kleinen Mandarine angewachsen. Heinrich brachte Kristine zu einem Gynäkologen, der war ein ehemaliger Spielkamerad und Schulfreund. Auch hatte er einen Sprachfehler denn  er stotterte. Der Arzt machte eine Biopsie und sagte sie solle in einigen Tagen anrufen damit er ihr das Resultat sagen könne. Sie rief an und der Arzt sagte stotternd ich ha h habe  ein eine en en Ter Ter Termin fü für si sie ge ge gen genommen bei mein meinem Ko  Kol Kollegen Dok Dok Doktor P, P.. Por  Porchet, dann i ich   sch schne  schneide kei kei keine Brü  Brü  Brüste ab. Heinrich ,sehr aufbrausend ,wie er war, ging zu seinem Schulfreund und gab ihm eine schallende Ohrfeige, mit der Bemerkung, auch wenn man stottert kann man anständig sein und solch eine Nachricht persönlich und nicht per Telefon  machen. Noch bevor eine Antwort kam war er wieder weg. Kristine starb nach knapp einem Jahr. Heinrich konnte, zum Erstaunen vieler und zum Ärger mancher mit Hilfe von befreundeten Anwälten die  nicht mehr so junge aber immer noch sehr kleine Melanie endlich, wie er es Kristine auf dem Sterbebett versprochen hatte, adoptieren.                                                                                                              Der geohrfeigte stotternde Gynäkologe, der selbst noch, endlich nach langem Zögern, Familienvater geworden war, ist später im Urlaub in Portugal im Meer ertrunken! es war wohl zu schwer für einen Stotterer um Hi  Hi  Hilfe zu rufen…

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