Sonntag, 22. Februar 2015

Hölle

Die Redewendung, „er oder sie machte ihr oder ihm das Leben zur Hölle“ kann und muss man in diesem Fall ändern zu „alle beide machten aus ihrem Zusammenleben die Hölle“. Sie das waren die weinerliche Rosi und der gleichgültige Horst. Er Horst war nicht nur gleichgültig, nein er zeigte auch sadistische Züge und Rosi litt eigentlich gerne um sich, über Horst, bei all ihren Bekannten und den wenig Freundinnen beklagen zu können. Es waren immer tränenreiche vertrauliche Gespräche bei denen zum Teil erlebtes aber auch zu gedichtetes erzählt wurde. In dieser Hölle lebten auch vier kleine Teufelchen, ihre zwei gemeinsamen und je ein mitgebrachtes Kind. Ja alle beide hatten schon eine erste Ehe an die Mauer gefahren und sich dann gefunden. Die beiden ältesten Teufelchen waren Silke die Tochter von Horst und Walid Rosis Sohn. Rosi war von  einem Libanesen geschieden worden, der bald darauf spurlos verschwunden war und bis heute verschwunden blieb. Die Exfrau von Horst lebte in einer Art Wohngemeinschaft wo Silke sich nicht so richtig wohl fühlte. Sie hatten geheiratet als Rosi  angeblich trotz der Pille! schwanger wurde, sie hatte es Horst erst nach mehreren Wochen gesagt. Das Ultraschallbild zeigte Zwillinge. Alle, die  Eltern und die Kinder taten so als freuten sie sich auf die Geburt und vor allem auf das Zusammenleben in diesem ein wenig verlotterten Haus  das zugleich am Stadtrand als auch an einem Waldrand stand.  Nach der grossen Hochzeitsfeier und der bald darauf erfolgten Geburt ging es los mit den Problemen. Keiner blieb keinem etwas schuldig, Silke und Walid hassten sich seit sie sich zum ersten Mal gesehen hatten, aber noch mehr Wut und Groll zeigten sie den jeweiligen Stiefeltern, ja manchmal spannten sie zusammen in einer unheiligen Allianz gegen die schreienden Zwillinge und die Eltern. So ging das nun schon seit langen Jahren, die Zwillinge Melanie und Ruprecht waren nun schon in der Schule .Ihr Verhältnis zueinander war, wohl in Anlehnung an den Vater Horst vor allem Gleichgültigkeit, sie spielten kaum zusammen und wurden schon früh zu Einzelgängern. Oft war in dieser Familie Waffenstillstand doch plötzlich kam es zu einer Explosion, einer oder eine der sechs sagte das Wort zu viel, dass in unversöhnlichen Streit oder besser noch Krieg ausartete. Silke drohte zu ihrer Mutter zu gehen, dort ist es auch nicht besser, sagte sie, aber wenigstens muss ich euch nicht immer sehen. Walid konnte ja nicht zum Vater, drohte aber einfach abzuhauen, die Zwillinge mischten sich nie ein ,der Vater lachte alle aus und die Mutter Rosi drohte sich diesmal wirklich umzubringen; sie drohte immer sich etwas anzutun, keiner nahm sie ernst, niemals.                                                                      So war der Alltag in dieser selbstgemachten Hölle. Rosi wurde mit jedem Streit  immer passiver; aber manchmal plötzlich wie aus heiterem Himmel extrem aggressiv. Dann drohte sie  immer wieder sich umzubringen; mal ging sie „ins Wasser“ mal hängte sie sich auf, dann wieder nahm sie Gift oder sprang vom Dach. Nie wurde sie ernst genommen, ganz im Gegenteil Horst Silke Walid und auch selten mal die Zwillinge stichelten sogar oft: „das versprichst du ja immer, tust‘s aber leider nie“.  Das Frühstück nach solchen Abenden—die meist am Samstag stattfanden—verlief immer schweigsam. Es war mal wieder  zu solch einem Abend gekommen, die Sticheleien waren noch bösartiger ausgefallen und was neu war, auch die Zwillinge  waren ungewohnt böse geworden. Nach solchen Abenden blieb Rosi fast immer  unten im Wohnbereich und weinte sich in den „Sofaschlaf“. Als Horst an diesem Sonntagmorgen runterkam um zum Bäcker zu gehen frische Brötchen zu kaufen, und das Frühstück zu machen, erschrak er sehr. Der Frühstückstisch war schon gedeckt alles stand da und in der Mitte lag Rosi halbnackt mit aufgeschnittenen Pulsadern, das Blut war schon geronnen Rosi hatte ausnahmsweise einmal ganze Arbeit geleistet, sie war wirklich tot. An diesem Sonntag gab’s keine frischen Brötchen zum Frühstück.

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