Samstag, 21. Februar 2015

Späte Einsicht

Er, nennen wir ihn Norbert, war schon immer ein notorischer Schürzenjäger gewesen. Die Worte—NEIN, ICH WILL NICHT, LASS MICH IN RUHE, ICH WERDE SCHREIEN usw.—verstand er nicht oder wollte sie nicht verstehen. Vergewaltigt hatte er wohl nie im juristischen Sinn, aber genötigt und vor allem bedrängt hatte er wann immer er Lust verspürte, leider verspürte er immer Lust dazu. Norbert fand sich attraktiv und sehr gut gebaut, was auch stimmte, aber durch sein Verhalten und seine fordernde Art verscheuchte er fast alle potentiellen, in sein Beuteschema passenden, Frauen. Er war einfach Hemmungslos und konnte sich nie aber auch gar nie zurückhalten. Wir treffen Norbert viele Jahre später, er liegt auf der Onkologischen Abteilung einer Klinik. Er leidet an einem Melanom und ist seit einigen Tagen wegen eines Priapismus hospitalisiert. Irgendwie kommt ihm die Nachtschwester bekannt vor, er fragt auch noch, „kennen wir uns nicht“ und da fällt es beiden, Norbert und der Schwester wie Schuppen von den Augen. Ja sie, die Schwester war eins seiner Opfer gewesen, vor vielen Jahren hatte er sie in eine Disco kennengelernt und dann zu Sex, den sie in ihrem damals zarten Alter gar nicht wollte, gedrängt. Ob er ihr etwas in den Drink gemischt hatte weiss sie heute noch nicht. Inzwischen war sie eine reife sehr korpulente Frau geworden. Sie hatte nie mehr etwas mit Männern zu tun gehabt, nein sie lebte schon seit langem mit einer Freundin zusammen. Und nun kam die sehr späte, doch umso süssere Rache, Dagmar überschüttete ihn mit Liebe, kümmerte sich sehr intensiv um seinen durch den Priapismus noch riesiger gewordenen Schwanz, er wimmerte vor Schmerzen, es half aber nichts sie machte genussvoll weiter bis Norbert in Ohnmacht fiel, erst dann hatte sie  —für diese Nacht--  genug. Sehr befriedigt ging Dagmar nach Hause und beichtete ihrer Lebenspartnerin dass sie die ganze Nacht mit einem Patienten Sex hatte. Um der Wut und dem Unverständnis zu entgehen musste sie nun die ganze Geschichte erzählen, woraufhin ihre Freundin für die nächste Nacht einen Besuch bei ihr in der Klinik ankündigte. Schon in der zweiten Nacht als die beiden Frauen sich sehr liebevoll und intensiv um ihn kümmerten, begriff Norbert was er hunderten von Opfern angetan hatte und bat um Entschuldigung und vor allem darum nicht weiter „geliebt“ zu werden. Dann nach wenigen Tagen erlöste ihn ein allgemeines Organversagen von den beiden, zu Furien mutierten, Frauen.

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