Seit diesem fatalen Tag war Jonathan stumm.
Der fatale Tag begann ganz gewöhnlich, Elsa war, wie jeden Morgen seit beider
Pensionierung, zum Bäcker gegangen um frische Brötchen zu kaufen. Jonathan
wusch und rasierte sich, er hasste ungepflegtes Auftreten. Als die Beiden
zusammen frühstückten kam der Eilbote mit einem Brief. Bevor sie den
Brief—dessen Absender sie vor vielen Jahren aus ihrem Leben ausgeschlossen
hatten— öffneten, beendeten sie ihr Morgenmahl und die Lektüre der Zeitung,
dies war auch so ein Ritual. Dann nahm Jonathan seine Lesebrille ab, rieb sich
die Augen, setzte die Gläser wieder auf.
Mit einem Messer
öffnete er den Brief, beim Lesen blieb sein Gesicht ausdruckslos.er las den
Brief mehrmals, faltete ihn ganz klein zusammen, stand auf und ging zum Ofen.
Er warf den Brief in die Glut, drehte sich um und ging zum Sofa. Auf Elsas
Frage antwortete er nicht, hatte er sie nicht gehört oder konnte er nicht
sprechen? Was in dem Brief stand und woher er kam hat Elsa nie erfahren, denn
der Umschlag mit dem Absender des missratenen Adoptivsohnes war auch im Ofen
gelandet. Dreiunddreissig Jahre lang blieb Jonathan stumm, er war liebenswürdig
und gepflegt wie immer, aber er schien lebende Personen nicht zu hören—Radio
und Fernsehen verstand er wie eh und je—aber eben seine direkte Umwelt war für
ihn nicht mehr von Interesse. Nach wenigen Jahren kam Elsa in ein Heim, sie war
an den Fragen, die keiner beantwortete zerbrochen.
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