Ja mal die Männer mal die Frauen verderben dem
anderen die Freude etwas Gutes auf den Tisch zu bringen und auch noch schön
zurechtzumachen, denn in unserer modernen Gesellschaft ist ja die
Rollenverteilung nicht mehr so rigide wie zu meiner Jugendzeit. Das fing schon an als
ich jung verheiratet war, mal kaufte ich
ein und kochte, mal war es meine Frau die sich um unser gemeinsames leibliches
Wohl kümmerte. In all den Jahren—es waren zwanzig—hat meine Frau kein Gramm
zugenommen, nein sie ass und ich wurde dick. Sie ass ist nicht etwa eine
Redensart, nein! nach einem üppigen Frühstück so gegen halb zehn nahm sie zwei Bananen mit Sahne und
viel Schokoladencreme. Da ich mittags nie nach Hause kam ass sie alleine, meist
einen Teller, einen grossen Teller, Pasta mit viel Sosse und noch mehr
Parmesan. Nachmittags ging sie gerne in eine Konditorei zu Kaffee und Kuchen.
Abends kochten wir mal zusammen mal einer oder der andere. Es gab immer Fleisch
oder Fisch für uns beide, mit Salat und Gemüse für mich, Reis oder Kartoffeln
mit Gemüse und Salat für sie. Hungern tat ich zwar nie, frustrierend war es
aber doch sehr. Abends beim Fernsehen ass sie Nüsse, Schokolade oder Gebäck,
ich wurde dick vom Zusehen. Gingen wir ins Kino gab’s für sie Eis, für mich
eine schlankmachende Zigarette. Auf Urlaubsreisen ass ich dann
normal zu den Hauptmahlzeiten mit Kohlenhydraten und Dessert; kam dann
allerdings nach zwei Wochen mit mehreren Kilos zusätzlich nach Hause, sie blieb
schlank wie eh und je! ich hingegen frass den Frust in mich hinein—der machte
auch dick—Es wurde jedes Mal schwieriger die paar Kilos wieder loszuwerden, ja
es blieb immer etwas zurück sodass bei jedem Mal etwa ein Kilo mehr auf der
Waage war, das dann die neue Ausgangslage wurde. Kurz und (un)gut nach zwanzig
Jahren wog ich etwa fünfundzwanzig Kilos mehr. Das war meine ehe und beziehungs-Erfahrung. Nach meiner Scheidung verlor ich
recht schnell viele Kilos, dann fing das Ganze—diesmal alleine—wieder an, nur
hatte ich jetzt niemanden mehr der mir sagte „du solltest abnehmen“ und vor allem konnte
ich keinem sagen „deinetwegen esse ich immer zu viel, habe Magenschmerzen, bin
gebläht, und habe keine Gelüste mehr , weil du mich einfach zu sehr
fütterst“ . Später als ich wieder beweibt war, nahm ich es gelassener, wusste
dass ich, wenn ich freudig mitass also nicht aufpasste, wieder stark zunehmen
würde, ach ja ich wurde erneut dick versuchte es aber mit WÜRDE zu tragen und auf
(selbst) Vorwürfe zu verzichten.
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