Jedes Mal wenn Rita, seine Frau ihm ihr Lieblingsessen
aus ihrer Heimat vorsetzte musste er erst mal leer schlucken. Rita war eine
sehr feurige Süditalienerin. Sie war schon sehr jung in die Schweiz gekommen,
sprach genauso gut Schwyzerdütsch wie Italienisch und hatte von beiden Ländern
vieles integriert. Gottfried, so hiess zu seinem Leidwesen unser Protagonist,
war in eine streng katholische Familie hineingeboren worden. Er war der vierte
von neun Kindern. Schon in der Schule wurde er viel gehänselt, aber nicht nur
wegen seines in den Sechzigerjahren eher unüblichen Namens sondern auch wegen
seinem ärmlichen Aussehen. Ja Gottfried musste die Kleider seiner drei Brüder auftragen,
neues anzuziehen gab’s nie und das sah man. Gottfried war ein schüchterner
labiler Schüler dem das Lernen schwer fiel, wohl weil er von seinen Mitschülern
fast täglich drangsaliert und oft auch zusammengeschlagen wurde. Aber auch sein
Lehrer hatte sich Gottfried zur Zielscheibe seines antiklerikalen Spottes
genommen indem er Gottfrieds Namen verballhornte.
Die Schulprobleme wurden immer schlimmer
so dass die Behörde einzugreifen drohte. Man beschloss ihn in ein katholisches
Internat zu stecken.
Erst freute sich Gottfried endlich
seinen Peinigern zu entkommen und ging wohlgemut in die Klosterschule.
Aber gross war die Enttäuschung, das
rigorose Regime der Klosterfrauen war viel schlimmer als die ,im Rückblick
harmlos erscheinenden, Piesackereien in der Schule gewesen waren. Schläge, Karzer
stundenlanges Knien—meist auf den verhassten steinharten Kichererbsen—kaltes
abspritzen im Hof und vor allem die
seelische Tortur welche ihm, aber auch vielen anderen, die sadistischen Nonnen
antaten. Die beknieten Kichererbsen kamen einmal Wöchentlich als dicke Suppe oder dünnes Mus auf den frugalen Tisch und schmeckten nach Angstschweiss!
Gottfried hatte nie den Mut gehabt
seiner heissgeliebten Rita zu erzählen wie es im Internat wirklich gewesen war.
Hatte er Angst vor Mitleid oder Scham sich nie gewehrt zu haben, wer kann so
was denn wissen. Und so zwang er sich die Pasta con Ceci (mit Kichererbsen)widerwillig
aber freundlich lächelnd mit viel Zuviel Wein runter zu spülen.
Das
einzige wo er sich durchgesetzt hatte
war als er sich selbst und auch Rita das Tischgebet verboten hatte, das war
eine zu harte Erinnerung ans Kloster, zumal ja die Klosterfrauen ihm den
zuhause erlernten Glauben gründlich ausgetrieben hatten.
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