Pia hatte immer alles in ihrem Leben selbst bestimmt, auch ihren Namen.
Getauft, das heisst nicht wirklich getauft aber benannt war sie von ihrer
Mutter Magdalena worden. Diesen Namen hasste sie schon in der Grundschule also
nannte sie sich Pia. Pia hatte einen beschissenen Start ins Leben. Mutter
Drogensüchtig, Vater….ja wer war wohl der Vater von all den Kerls die sich in
Mutters schmuddeligem Bett abwechselten? Oder war es etwa einer der an
Überdosis verreckten Typen gewesen. Eigentlich völlig egal sagte sich Pia schon
als Teenie, auf keinen dieser Loser könnte ich stolz sein.
Mit sechzehn fing sie eine Ausbildung als Kaufmännische Angestellte an.
Intelligent war sie, strebsam auch obwohl die Umstände stärker als ihr Wille
waren sodass sie nicht ins Gymnasium konnte weil die Mutter es nicht zuliess.
Schon wenige Jahre nach der Lehre wurde sie Assistentin der Chefsekretärin.
Pia war eine schöne junge Frau oder doch mindestens recht hübsch und vor
allem extrem anziehend also sexy. Pia hatte eine gute Beobachtungsgabe, sie las
viel. Ja eigentlich wäre sie gerne in die literarische Richtung gegangen, aber
ohne Abi und Studium? und ausserdem musste sie ja gut verdienen um die Mutter
zu unterstützen Zur Mutter hatte sie ein sehr gespaltenes Verhältnis, so etwas
wie Hass-Liebe. Herz und Bauch liebten die Mammi, Kopf und Verstand
verabscheuten Mutters Schwäche und schämten sich dieser alten schmutzigen Frau.
Pia wusste durch genaue Beobachtung und aus vielen Büchern recht viel vom Leben. Dass sie ihr
Leben selbst gestalten wollte war klar. Ausser einiger Affären mit
gleichaltrigen hatte sie schon mit etwa vierzehn Jahren eine klare Vorstellung
wie ihr Leben ablaufen sollte. Erstens musste die Karriereleiter so rasch als
irgend möglich erklommen werden. Glücklicherweise mochte sie die alte
Chefsekretärin, bei der sie sich eingeschmeichelt und der sie viel Arbeit
abgenommen hatte sehr gut leiden. Schon bald musste Pia mit Mitgliedern der
Direktion auf Business-Trips mitgehen, für die alte Sekretärin waren solche
Reisen zu beschwerlich. Es erübrigt sich im Detail zu sagen was und wie auf
solchen Reisen zwischen der jungen hübschen Sekretärin und den Direktoren oder
Prokuristen ablief. Pia hatte ein unumstossbares Prinzip: Sie
glaubte es sei besser viele Liebhaber zu besitzen als vieler Männer Geliebte
zu sein! und auf dieses Prinzip—das sie
allerdings für sich behielt—war sie sehr stolz und hielt sich ein Leben lang
daran.
Der Logik ihres Prinzips wegen war sie stets—ohne darum gebeten zu
werden—bereit mit wichtigen Kunden äusserst freundlich und nett zu sein.
Eine Bedingung stellte sie aber, nie an Wochenenden und Feiertagen, denn
da war sie bei Mammi und vertiefte sich in ihre immer mehr anwachsende Bibliothek.
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