Freitag, 7. August 2015

ER ein Name erübrigt sich denn es gibt viele davon

Seine grosse Stärke war, dass ER ausser sich selbst nie jemanden geliebt hatte. Die Anderen waren nur dazu da,  ihm das Leben angenehm zu machen. Schon in jungen Jahren war es so gewesen, nie hatte ER selbstlos etwas getan, ja ER machte gerne Geschenke und galt als lieber Junge, dass es reiner Eigenzweck war wurde ihm selbst erst mit der Zeit klar. Dass ER nichts für andere Menschen fühlte, ausser Herrschsucht, merkte ER als zwei Mitschüler während des Ferienlagers im Wildbach ertrunken waren. Alle Kinder waren verzweifelt und heulten tagelang auch noch nach der Beerdigung, nur ER fühlte nichts, es tat ihm nicht leid, denn von diesen Kindern hatte ER nie etwas bekommen, also fehlten sie ihm auch nicht.  Wären seine Vasallen, die Kinder die ER beherrschte gestorben hätte ihn der Verlust eben dieser Vasallen geärgert—nicht traurig gemacht—aber so lange ER sie rumkommandieren konnte war  ihm einfach  alles andere egal. Später hatte ER mehrere Freundinnen, so zur Probe. Waren sie ihm über, verliess ER sie ohne ein Wort der Erklärung oder des Abschieds. Überhaupt mussten seine Freundinnen sich „lohnen“ umsonst gab’s weder Zuwendungen noch Sex. Seine Bleibe, von Wohnung konnte man damals nicht reden—musste geputzt und der Kühlschrank gefüllt sein wenn ER geruhte zu kommen—; meist nistete ER sich aber lieber bei den Freundinnen ein,  da wurde gewaschen gebügelt und der Tisch war immer gedeckt. Oft dauerte es weniger als ein halbes Jahr bis ER eine bessere fand, besser heisst mit grösserer Wohnung, mehr Geld um in Restaurants zu gehen—da lieh ER sich immer das Geld um als Gentleman selbst zu bezahlen—zurückgezahlt hat ER das geliehene Geld natürlich nie! Mit knapp dreissig lernte ER die Tochter nicht ganz armer Eltern kennen, sie war etwas naiv und fast zehn Jahre älter als ER. Da die Eltern alt und krank waren rechnete ER sich genügend Vorteile aus die ihn dazu brachten um ihre Hand anzuhalten. Für Christa war es eine Erlösung, so lange nach „Torschluss“ doch noch unter die Haube zu kommen. Die arme Christa träumte von Liebe und Geborgenheit, wurde aber nur ausgenützt. Sie ging täglich arbeiten und brachte Geld nach Hause, ER machte „Geschäfte“ welcher Art und ob diese Geschäfte real waren hat Christa nie erfahren. ER schaffte sich einen Hund an, Christa kümmerte sich um den Hund. Nach einigen Jahren starben die Schwiegereltern kurz nacheinander, zuerst die Mutter von Christa und dann kaum einen Monat später auch noch der Vater. Sie wohnten schon seit ihrer Hochzeit im oberen Teil des geräumigen Hauses, das ER nun erbte, denn sie lebten nicht nur in Gütergemeinschaft sondern hatten einen –für ihn—sehr vorteilhaften Ehevertrag gemacht.Christe hatte nie begriffen was sie da beim Notar alles unterschreiben musste! Nachdem die Erbschaft abgeschlossen war, eröffnete ER ihr, dass er sich neu verliebt habe und dass er nun teilweise ausziehen werde. Da sie ja leider keine Kinder hatten, bot er ihr an, den Hund gemeinsam zu betreuen. Meist war der Hund bei Christa, nur manchmal an Wochenenden nahm ER ihn zu sich. Seiner neuen Liebe, Rosi, machte ER ein Kind. ER pendelte zwischen den beiden Frauen hin und her, liess sich bekochen, und vertraute Christa mitunter auch die Wäsche von Rosi an. Christa duldete alles um nur ja nicht total verlassen zu werden. Rosi litt seit der Geburt an einer Malformation der Hüfte, dies zwang ihr einen hinkenden Gang auf über den es sich oft unverhohlen lustig machte. Als das Kind fünf Jahre alt war, starb der Hund. Ein Ersatz wurde –auf Christas Kosten—angeschafft. Die Hundebetreuung blieb wie eh und je. Wieder fand ER eine neue Liebe, diesmal zog ER ohne ein Wort weg. Weder Rosi und sein Kind noch natürlich Christa haben je ein Lebenszeichen von ihm erhalten, ER war einfach weg, verschwunden als hätte es ihn nie gegeben. Aus Verzweiflung und Einsamkeit näherten sich die beiden Frauen Christa und Rosi an, der Hund blieb bei Christa, dies war ihr einziger Trost.

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