Seine grosse
Stärke war, dass ER ausser sich selbst nie jemanden geliebt hatte. Die Anderen
waren nur dazu da, ihm das Leben
angenehm zu machen. Schon in jungen Jahren war es so gewesen, nie hatte ER
selbstlos etwas getan, ja ER machte gerne Geschenke und galt als lieber Junge,
dass es reiner Eigenzweck war wurde ihm selbst erst mit der Zeit klar. Dass ER
nichts für andere Menschen fühlte, ausser Herrschsucht, merkte ER als zwei
Mitschüler während des Ferienlagers im Wildbach ertrunken waren. Alle Kinder
waren verzweifelt und heulten tagelang auch noch nach der Beerdigung, nur ER
fühlte nichts, es tat ihm nicht leid, denn von diesen Kindern hatte ER nie
etwas bekommen, also fehlten sie ihm auch nicht. Wären seine Vasallen, die Kinder die ER
beherrschte gestorben hätte ihn der Verlust eben dieser Vasallen geärgert—nicht
traurig gemacht—aber so lange ER sie rumkommandieren konnte war ihm einfach alles andere egal. Später hatte ER mehrere
Freundinnen, so zur Probe. Waren sie ihm über, verliess ER sie ohne ein Wort der
Erklärung oder des Abschieds. Überhaupt mussten seine Freundinnen sich „lohnen“
umsonst gab’s weder Zuwendungen noch Sex. Seine Bleibe, von Wohnung konnte man
damals nicht reden—musste geputzt und der Kühlschrank gefüllt sein wenn ER
geruhte zu kommen—; meist nistete ER sich aber lieber bei den Freundinnen ein, da wurde gewaschen gebügelt und der Tisch war
immer gedeckt. Oft dauerte es weniger als ein halbes Jahr bis ER eine bessere
fand, besser heisst mit grösserer Wohnung, mehr Geld um in Restaurants zu
gehen—da lieh ER sich immer das Geld um als Gentleman selbst zu bezahlen—zurückgezahlt
hat ER das geliehene Geld natürlich nie! Mit knapp dreissig lernte ER die Tochter nicht ganz armer Eltern kennen, sie war etwas naiv und fast zehn Jahre
älter als ER. Da die Eltern alt und krank waren rechnete ER sich genügend
Vorteile aus die ihn dazu brachten um ihre Hand anzuhalten. Für Christa war es
eine Erlösung, so lange nach „Torschluss“ doch noch unter die Haube zu kommen.
Die arme Christa träumte von Liebe und Geborgenheit, wurde aber nur ausgenützt.
Sie ging täglich arbeiten und brachte Geld nach Hause, ER machte „Geschäfte“
welcher Art und ob diese Geschäfte real waren hat Christa nie erfahren. ER
schaffte sich einen Hund an, Christa kümmerte sich um den Hund. Nach einigen
Jahren starben die Schwiegereltern kurz nacheinander, zuerst die Mutter von
Christa und dann kaum einen Monat später auch noch der Vater. Sie wohnten schon
seit ihrer Hochzeit im oberen Teil des geräumigen Hauses, das ER nun erbte,
denn sie lebten nicht nur in Gütergemeinschaft sondern hatten einen –für
ihn—sehr vorteilhaften Ehevertrag gemacht.Christe hatte nie begriffen was sie
da beim Notar alles unterschreiben musste! Nachdem die Erbschaft abgeschlossen
war, eröffnete ER ihr, dass er sich neu verliebt habe und dass er nun teilweise
ausziehen werde. Da sie ja leider keine Kinder hatten, bot er ihr an, den Hund
gemeinsam zu betreuen. Meist war der Hund bei Christa, nur manchmal an
Wochenenden nahm ER ihn zu sich. Seiner neuen Liebe, Rosi, machte ER ein Kind.
ER pendelte zwischen den beiden Frauen hin und her, liess sich bekochen, und
vertraute Christa mitunter auch die Wäsche von Rosi an. Christa duldete alles
um nur ja nicht total verlassen zu werden. Rosi litt seit der Geburt an einer
Malformation der Hüfte, dies zwang ihr einen hinkenden Gang auf über den es
sich oft unverhohlen lustig machte. Als das Kind fünf Jahre alt war, starb der
Hund. Ein Ersatz wurde –auf Christas Kosten—angeschafft. Die Hundebetreuung
blieb wie eh und je. Wieder fand ER eine neue Liebe, diesmal zog ER ohne ein
Wort weg. Weder Rosi und sein Kind noch natürlich Christa haben je ein
Lebenszeichen von ihm erhalten, ER war einfach weg, verschwunden als hätte es
ihn nie gegeben. Aus Verzweiflung und Einsamkeit näherten sich die beiden
Frauen Christa und Rosi an, der Hund blieb bei Christa, dies war ihr einziger
Trost.
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