Jahrelang hatte Sabine dafür gekämpft und viele Opfer
gebracht um eines schönen Tages diesen Triumpf auszukosten zu können. Welch Genuss
nun in dem wohlverdienten Urlaub in ihrem Haus auf Mallorca ihren Rachefeldzug
zu planen. Ja sie war vor kurzem zur Direktorin des Universitätsspitals ernannt
worden und genoss die paar Wochen Urlaub in vollen Zügen. Das Haus hatte sie
von ihrem verstorbenen Mann geerbt zusammen mit der Villa in der Heimat und dem
gut gehenden Geschäft mit Franchising-Verträgen. Ja Hugo ,ihr nun, leider?
verstorbene Mann hatte eine geniale Idee gehabt und sein Geschäftsmodell so
eingerichtet, dass er auf lange Jahre hinaus Geld kassierte ohne noch etwas
anders tun zu müssen als zu
Kontrollieren ob das Geld auch den vertraglich ausgehandelte
Umsatzprozenten entsprach. Eigentlich müsste Sabine nicht mehr arbeiten, aber
wenn sie so kurz vor dem erreichten Ziel aufgegeben hätte wäre sie irgendwie
frustriert gewesen. Nein sie wollte noch ihren Lebensplan –sich an allen, die
ihr im Laufe der Jahre in die Quere gekommen waren, gebührend zu rächen—realisieren,
auf diesen Triumpf wollte und durfte sie nicht verzichten bevor sie ihr
Vermögen ungehemmt geniessen konnte. Ins reine Genussleben, mit dem ererbten
Vermögen würde sie dann nach genossener Rache eintauchen. Sabines
Berufslaufbahn hatte damit angefangen, dass sie trotz vieler Nachhilfestunden
das Abitur –wohl wegen panikartiger Examensangst— nicht geschafft hatte. Sie
fing eine Ausbildung als, damals noch Krankenschwester benannte, Pflegefachfrau
an. Sabine wurde eine sehr gute Pflegerin, die Prüfungen –da zum grössten Teil
praktischer Art—schaffte sie ohne Probleme, die panische Examensangst war
vorbei. Nun beschloss sie ihr Abitur nachzuholen, sie schaffe es spielend.
Eigentlich wollte sie dann Medizin studieren, aber als ihr Vater plötzlich
verstarb, wurde sehr bald klar, dass die ganze Familie, sie hatte fünf
Geschwister alle jünger als sie, vor dem Nichts stand. Das Geschäft des Vaters
stand kurz vor dem Aus, es war total überschuldet und die Mutter welche immer
nur Hausfrau gewesen war, erwies sich als absolut überfordert. In dieser
Situation war an ein Studium nicht zu denken, nein sie musste Geld verdienen um,
als die Älteste, der Mutter zu helfen. Sie machte eine Ausbildung als
Operationsschwester und Instrumentalistin. Nach Jahren weiterer Kurse, Fort und
Ausbildungen war sie Chefin aller Operationssäle dieser grossen
Universitätsklinik. Welche Genugtuung wäre das für die meisten Menschen
gewesen, Sabine strebte aber nach viel mehr Macht. Inzwischen hatte sie, schon
vor Jahren, einen wesentlich älteren Geschäftsmann geheiratet. Kinder waren
keine gekommen, auch hatte ihr Ehemann in seiner vorherigen Ehe keine Kinder
gehabt. Ja er, Hugo, war verwitwet, seine Frau war auf dem Operationstisch
verstorben. Es war sehr dramatisch gewesen, denn sie war ja nur zu einem
kleinen Routineeingriff in die Uni-Klinik gekommen. Leider gehörte sie zu den
sehr seltenen Fällen die an der Anästhesie starben, schuld war wirklich keiner
ausser der „Fatalität“. Sabine hatte sich rührend um diesen völlig hilflosen
Mann gekümmert, sprach ihm Trost zu und brachte ihn mit dem Anästhesisten und dem
Chirurgen zu einem erklärenden Gespräch zusammen. Knapp ein Jahr später bat
Hugo sie seine Frau zu werden, was Sabine gerne annahm, denn dadurch stieg sie
in eine viel höhere Gesellschaftsschicht auf. Sabines Racheplan war
aufgegangen, sie war nun schon bald die Vorgesetzte all jener die ihr
irgendwann im Laufe der Jahre übel mitgespielt oder einfach in die Quere
gekommen waren; und davon gab es recht viele, seien es Ärzte oder auch
Pflegende. Sabine schwelgte in ihren Racheplänen, sie freute sich wahnsinnig
ihre neue Position als Direktorin einzunehmen und mit dem Katz und Mausspiel zu
beginnen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen würde sie aktiv keinen entlassen,
aber die Angst im Gesicht derer die sie irgendwann geärgert hatten wollte sie
doch in vollen Zügen geniessen. Sie stellte sich vor, wie sie solche Opfer ins
Büro bitten würde um dann eigentlich nur belangloses zu bereden und sich an dem
Anblick des gestressten Opfers zu erfreuen.
All
dies musste nun als Traum beerdigt werden, dachte Sabine im Bruchteil einer Sekunde,
als das Flugzeug im Sturzflug gegen die schneebedeckten Berge raste.
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