Montag, 31. August 2015

Karriereleiter

Jahrelang hatte Sabine dafür gekämpft und viele Opfer gebracht um eines schönen Tages diesen Triumpf auszukosten zu können. Welch Genuss nun in dem wohlverdienten Urlaub   in ihrem Haus auf Mallorca ihren Rachefeldzug zu planen. Ja sie war vor kurzem zur Direktorin des Universitätsspitals ernannt worden und genoss die paar Wochen Urlaub in vollen Zügen. Das Haus hatte sie von ihrem verstorbenen Mann geerbt zusammen mit der Villa in der Heimat und dem gut gehenden Geschäft mit Franchising-Verträgen. Ja Hugo ,ihr nun, leider? verstorbene Mann hatte eine geniale Idee gehabt und sein Geschäftsmodell so eingerichtet, dass er auf lange Jahre hinaus Geld kassierte ohne noch etwas anders tun zu müssen als zu  Kontrollieren ob das Geld auch den vertraglich ausgehandelte Umsatzprozenten entsprach. Eigentlich müsste Sabine nicht mehr arbeiten, aber wenn sie so kurz vor dem erreichten Ziel aufgegeben hätte wäre sie irgendwie frustriert gewesen. Nein sie wollte noch ihren Lebensplan –sich an allen, die ihr im Laufe der Jahre in die Quere gekommen waren, gebührend zu rächen—realisieren, auf diesen Triumpf wollte und durfte sie nicht verzichten bevor sie ihr Vermögen ungehemmt geniessen konnte. Ins reine Genussleben, mit dem ererbten Vermögen würde sie dann nach genossener Rache eintauchen. Sabines Berufslaufbahn hatte damit angefangen, dass sie trotz vieler Nachhilfestunden das Abitur –wohl wegen panikartiger Examensangst— nicht geschafft hatte. Sie fing eine Ausbildung als, damals noch Krankenschwester benannte, Pflegefachfrau an. Sabine wurde eine sehr gute Pflegerin, die Prüfungen –da zum grössten Teil praktischer Art—schaffte sie ohne Probleme, die panische Examensangst war vorbei. Nun beschloss sie ihr Abitur nachzuholen, sie schaffe es spielend. Eigentlich wollte sie dann Medizin studieren, aber als ihr Vater plötzlich verstarb, wurde sehr bald klar, dass die ganze Familie, sie hatte fünf Geschwister alle jünger als sie, vor dem Nichts stand. Das Geschäft des Vaters stand kurz vor dem Aus, es war total überschuldet und die Mutter welche immer nur Hausfrau gewesen war, erwies sich als absolut überfordert. In dieser Situation war an ein Studium nicht zu denken, nein sie musste Geld verdienen um, als die Älteste, der Mutter zu helfen. Sie machte eine Ausbildung als Operationsschwester und Instrumentalistin. Nach Jahren weiterer Kurse, Fort und Ausbildungen war sie Chefin aller Operationssäle dieser grossen Universitätsklinik. Welche Genugtuung wäre das für die meisten Menschen gewesen, Sabine strebte aber nach viel mehr Macht. Inzwischen hatte sie, schon vor Jahren, einen wesentlich älteren Geschäftsmann geheiratet. Kinder waren keine gekommen, auch hatte ihr Ehemann in seiner vorherigen Ehe keine Kinder gehabt. Ja er, Hugo, war verwitwet, seine Frau war auf dem Operationstisch verstorben. Es war sehr dramatisch gewesen, denn sie war ja nur zu einem kleinen Routineeingriff in die Uni-Klinik gekommen. Leider gehörte sie zu den sehr seltenen Fällen die an der Anästhesie starben, schuld war wirklich keiner ausser der „Fatalität“. Sabine hatte sich rührend um diesen völlig hilflosen Mann gekümmert, sprach ihm Trost zu und brachte ihn mit dem Anästhesisten und dem Chirurgen zu einem erklärenden Gespräch zusammen. Knapp ein Jahr später bat Hugo sie seine Frau zu werden, was Sabine gerne annahm, denn dadurch stieg sie in eine viel höhere Gesellschaftsschicht auf. Sabines Racheplan war aufgegangen, sie war nun schon bald die Vorgesetzte all jener die ihr irgendwann im Laufe der Jahre übel mitgespielt oder einfach in die Quere gekommen waren; und davon gab es recht viele, seien es Ärzte oder auch Pflegende. Sabine schwelgte in ihren Racheplänen, sie freute sich wahnsinnig ihre neue Position als Direktorin einzunehmen und mit dem Katz und Mausspiel zu beginnen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen würde sie aktiv keinen entlassen, aber die Angst im Gesicht derer die sie irgendwann geärgert hatten wollte sie doch in vollen Zügen geniessen. Sie stellte sich vor, wie sie solche Opfer ins Büro bitten würde um dann eigentlich nur belangloses zu bereden und sich an dem Anblick des gestressten Opfers zu erfreuen.                                                                                                                                                                                                                                                      All dies musste nun als Traum beerdigt werden, dachte Sabine im Bruchteil einer Sekunde, als das Flugzeug im Sturzflug gegen die schneebedeckten Berge raste.

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