Endlich ein Abend an diesem Kongress in Aix-les-Bains , wo
wir, mein Kollege Hans und ich, keine Einladungen hatten, da es der Abend des
grossen Galadiners war. Also sassen wir in unserem Lieblings-Restaurant, assen
gut und lachten viel mit dem, immer zu Scherzen bereiten, Wirt. Hans trank,
entgegen seiner Gewohnheit, erstaunlich wenig. Auch drängte er, Müdigkeit
vortäuschend zu raschem Aufbruch. Jahre zuvor hatte er mir von einer Affäre,
die er im benachbarten Annecy gehabt hatte, mit allen pikanten Einzelheiten
erzählt. Und nun fuhren wir zurück ins Hotel um endlich mal genügend Schlaf zu
bekommen. Ich ging noch nicht aufs Zimmer, denn der Hotelbesitzer, den wir schon
seit Jahren kannten, lud uns noch zu einem Drink in der Bar ein; Hans verweigerte den Drink, dies war sehr
ungewöhnlich! denn meist war er es der immer noch ein letztes Glas wollte. Die
Hotelbar war nur spärlich besetzt, da die meisten Gäste am Galadiner waren. Es
wurde spät, denn der Hotelier war mal wieder bei seinem Lieblingsthema
angekommen—er sammelte Bilder regionaler
Künstler—und dafür reiste er von Auktion zu Auktion. Als ich endlich im Zimmer
war und die Balkontür öffnete, sah ich zu meinem Erstaunen, dass der Citroen meines lieben Kollegen
verschwunden war. Ich überlegte noch, ob er wohl gestohlen worden sei, denn
damals war so etwas in dieser Gegend recht häufig der Fall, ging dann allerdings
bald zu Bett. Beim Frühstück fragte ich –auf etwas perfide Art—ob Hans auch so
tief und gut geschlafen habe. Da tischte er mir folgende Lüge auf: „ ja kaum
hatte ich den Kopf auf dem Kissen war ich schon weg“. Ich konnte es mir nicht
verkneifen zu antworten: „ja du warst sogar mit deinem Auto weg“ woraufhin Hans
zum Frühstücksbuffet ging und mit gefülltem Teller zurückkehrte, das Gespräch
drehte sich ab dann nur noch um die Arbeit am Kongress. Wochen später bat mich
Hans um ein Gespräch. Er hatte ein Problem. Seine Frau hatte einen Brief der
Polizei von Annecy geöffnet und nun musste er ihr erklären wie es dazu gekommen
war, dass er um fünf Uhr früh in Annecy, in der Strasse wo seine –ehemalige inzwischen
aufgegebene Mätresse—wohnte, geblitzt worden war. Er erwartete von mir, dass ich
seiner Frau eine Geschichte auftischen sollte, denn auf dem Beweisfoto war
nicht klar zu erkennen wer da nun am Steuer sass. Weil ich mich nicht darauf
einliess, entstand eine gewisse kühle Distanz zwischen uns, die erst nach
seiner Scheidung, die seine Frau ihrer Drohung entsprechend sofort verlangt
hatte, allmählich verschwand. Fortan wohnte Hans in einer billigen
Studio-Wohnung im schlechtesten Quartier von Genf und trauerte—nicht etwa
seiner Frau—sondern der schönen Villa und den „Federn“ die er hatte lassen
müssen, nach. Auch dass seine Kinder jeden Kontakt mit ihm verweigerten schmerzte und verletzte
ihn—in seiner Überheblichkeit verstand er nicht wie sehr er seine Familie
verletzt hatte. Dies ist ein neuer Beweis, dass seinen Instinkten und Trieben
nachzugeben—also schwanzgesteuert zu sein—
zur Lebens- Katastrophe führen kann.
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