Mehrere Freunde hatte ich, die das Pech hatten, eine jüdische
Mamme wie sie sonst nur in den Witzen vorkommt, zu haben, die ärmsten. Vor
allem einer ist mir noch immer im Gedächtnis, er ist leider schon lange
gestorben—noch vor besagter Mamme, die dann ihre Schwiegertochter weiterhin
belästigte. Jedes Mal wenn Daniel in die Ferien fuhr oder—er war Arzt—zu einer
Tagung oder Schulung musste, rief die Mamme oder oft sogar eine Freundin in Extremfällen
auch mal der Rabbiner im Hotel an, Daniel muss sofort zu seiner Mutter kommen
es geht ihr so schlecht, dass bald ihr letztes Stündchen schlagen könnte. Der
guterzogene(dressierte) Daniel rief umgehend an, Mamme meldete sich nicht,
manchmal nahm sie auch ab und stöhnte leise unverständliches vor sich hin.
Kurzerhand fuhr Daniel so schnell er konnte nach Hause zu seiner Mutter, die
ihn fast immer strahlend begrüsste mit den Worten „wolltest du nicht in den
Urlaub fahren, warum bist du eigentlich hier“. Auf seine erzürnte Frage
antwortete sie nur „ach so schlimm war’s eigentlich nicht“. Einmal, er war mit
Ruth und den drei Kindern in Rom um die ewige Stadt zu erkunden, beschloss er,
nicht auf die Anrufe, die ihn im Hotel schon erwarteten, zu reagieren, auch
seiner Frau Ruth untersagte er es sich an seiner Stelle zu melden, die Kinder
hatten schon lange gesagt, er solle doch einfach nicht reagieren. Es wurden
drei wunderbare Wochen, die Entdeckung des alten Roms war für die ganze Familie
ein Erlebnis, auch die Renaissance und Barockbauten begeisterten alle. Mehrmals
ging man den Kindern zuliebe nach Fregene an den Strand der römischen
Oberschicht. Nach drei Tagen hörten auch die Anrufe auf. Glücklich und erholt
kamen sie in die Schweizer Heimat zurück. Der erste Weg der ganzen Familie war
zur Mutter. Die Wohnung war leer, keine Notiz, einfach nichts. Bis spät in die
Nacht wurden alle Verwandten und Freunde allarmiert, nichts; endlich rief Daniel,zu schon später Stunde den Rabbiner an, der ihm die schwersten Vorwürfe machte, seine liebe Mutter
vernachlässigt zu haben, sodass sie –natürlich auf des Sohnes Kosten—in ein
luxuriöses jüdisches Pflegeheim gebracht werden musste. Als Daniel seine Mutter
in diesem Pflegeheim spät abends abholte, sah er die Mamme, in sehr angeregtem
Gespräch mit mehreren anderen Heimbewohnern, bei einem Glas Portwein sitzen.
Sie begrüsste ihn mit einem „ da bist du ja du ungezogener Lümmel der seine
alte Mamme krank und allein, wie eine räudigen Hündin ihrem Schicksal überlässt.
Du kannst dank bar sein, dass mich der Rabbiner gefunden hat vor ich gestorben
bin, eigentlich hättest du es verdient mich Tod und verwest in der Wohnung zu finden.
Nach dieser Episode, ging alles wieder seinen alten Gang Daniel fuhr weg, Mamme
rief an Daniel kam zurück, Mamme staunte dass er nicht weg war, bis Daniel dann
eines Tages nach langer Krankheit, von der er seiner Mamme nie etwas gesagt
hatte—denn Söhne haben nicht krank zu sein, Mütter sind krank und müssen
umsorgt werden!—starb, quälte die ach so traurige Mutter ihre Schwiegertochter.
Du hast meinen lieben Daniel sterben lassen, hast ihn nicht richtig bekocht und
gepflegt, du bist eine böse Frau, dass wusste ich immer schon aber Daniel
wollte dich ja unbedingt heiraten obwohl ich für ihn eine bessere Frau gefunden
hatte.
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