Dienstag, 25. August 2015

Zum Glück gab’s damals noch kein Mobile-Phone

Mehrere Freunde hatte ich, die das Pech hatten, eine jüdische Mamme wie sie sonst nur in den Witzen vorkommt, zu haben, die ärmsten. Vor allem einer ist mir noch immer im Gedächtnis, er ist leider schon lange gestorben—noch vor besagter Mamme, die dann ihre Schwiegertochter weiterhin belästigte. Jedes Mal wenn Daniel in die Ferien fuhr oder—er war Arzt—zu einer Tagung oder Schulung musste, rief die Mamme oder oft sogar eine Freundin in Extremfällen auch mal der Rabbiner im Hotel an, Daniel muss sofort zu seiner Mutter kommen es geht ihr so schlecht, dass bald ihr letztes Stündchen schlagen könnte. Der guterzogene(dressierte) Daniel rief umgehend an, Mamme meldete sich nicht, manchmal nahm sie auch ab und stöhnte leise unverständliches vor sich hin. Kurzerhand fuhr Daniel so schnell er konnte nach Hause zu seiner Mutter, die ihn fast immer strahlend begrüsste mit den Worten „wolltest du nicht in den Urlaub fahren, warum bist du eigentlich hier“. Auf seine erzürnte Frage antwortete sie nur „ach so schlimm war’s eigentlich nicht“. Einmal, er war mit Ruth und den drei Kindern in Rom um die ewige Stadt zu erkunden, beschloss er, nicht auf die Anrufe, die ihn im Hotel schon erwarteten, zu reagieren, auch seiner Frau Ruth untersagte er es sich an seiner Stelle zu melden, die Kinder hatten schon lange gesagt, er solle doch einfach nicht reagieren. Es wurden drei wunderbare Wochen, die Entdeckung des alten Roms war für die ganze Familie ein Erlebnis, auch die Renaissance und Barockbauten begeisterten alle. Mehrmals ging man den Kindern zuliebe nach Fregene an den Strand der römischen Oberschicht. Nach drei Tagen hörten auch die Anrufe auf. Glücklich und erholt kamen sie in die Schweizer Heimat zurück. Der erste Weg der ganzen Familie war zur Mutter. Die Wohnung war leer, keine Notiz, einfach nichts. Bis spät in die Nacht wurden alle Verwandten und Freunde allarmiert, nichts; endlich rief Daniel,zu schon später Stunde den Rabbiner an, der ihm die schwersten Vorwürfe machte, seine liebe Mutter vernachlässigt zu haben, sodass sie –natürlich auf des Sohnes Kosten—in ein luxuriöses jüdisches Pflegeheim gebracht werden musste. Als Daniel seine Mutter in diesem Pflegeheim spät abends abholte, sah er die Mamme, in sehr angeregtem Gespräch mit mehreren anderen Heimbewohnern, bei einem Glas Portwein sitzen. Sie begrüsste ihn mit einem „ da bist du ja du ungezogener Lümmel der seine alte Mamme krank und allein, wie eine räudigen Hündin ihrem Schicksal überlässt. Du kannst  dank bar sein, dass mich der Rabbiner gefunden hat vor ich gestorben bin, eigentlich hättest du es verdient mich Tod und verwest in der Wohnung zu finden. Nach dieser Episode, ging alles wieder seinen alten Gang Daniel fuhr weg, Mamme rief an Daniel kam zurück, Mamme staunte dass er nicht weg war, bis Daniel dann eines Tages nach langer Krankheit, von der er seiner Mamme nie etwas gesagt hatte—denn Söhne haben nicht krank zu sein, Mütter sind krank und müssen umsorgt werden!—starb, quälte die ach so traurige Mutter ihre Schwiegertochter. Du hast meinen lieben Daniel sterben lassen, hast ihn nicht richtig bekocht und gepflegt, du bist eine böse Frau, dass wusste ich immer schon aber Daniel wollte dich ja unbedingt heiraten obwohl ich für ihn eine bessere Frau gefunden hatte.

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