Er war ihr
sofort aufgefallen, so einen interessanten Mann hatte Jeannine noch nie von so
nahe beobachten können, auch war er alles andere als unnahbar, nein er schien
sich für sie zu interessieren. Yannick war ein gutaussehender Endvierziger. Er
war mit Freunden in diesen Ferienklub gekommen um endlich einmal abzuschalten.
Ja seit seine Frau so jämmerlich an einem Lungenkrebs sterben musste,
ausgerechnet sie die ihr Leben lang das Rauchen verurteilt und verabscheut hatte.
Ihretwegen hatte Yannick schon kurz nach dem Kennenlernen damit aufgehört. Es
war eine glückliche Ehe gewesen, trotz unerfülltem Kinderwunsch. Beide hatten
sie zusammen ein nun sehr gut florierendes Geschäft aufgebaut. Sie Verkauften
und installierten Küchen von Betrieben wie Restaurants, Kantinen und Spitäler.
Nun war er also im Visier von Jeannine, die gar nicht merkte dass auch Yannick
sie angepeilt hatte. Für Yannick war es allerdings sehr schwer ,hatte er doch
ausser seiner geliebten Frau ,nie mit einer anderen eine ,nur schon
freundschaftliche, Beziehung ,geschweige denn eine Liebesbeziehung, gehabt.
Dadurch war er naiv ängstlich und gehemmt wie ein Teenager, er der erfolgreiche
Geschäftsmann. Jeannine merkte bald, dass sie ihn sicher in ihrem Sinn
manövrieren könnte. Yannick liess sich als williges Opfer geradezu verführen, er
war dann allerdings selbst sehr erstaunt und angenehm überrascht, dass seine,
nun schon seit langem, eingeschlafene Sexualität—immerhin nach fast dreieinhalb
Jahren—vollkommen zurückkam.Es wurden zwei sexgeladene
Ferienwochen. Kurz darauf besuchte Yannick seinen Ferienflirt, Jeannine, in
Paris, vor allem um nüchtern zu beurteilen, was von dem ferienbedingten Taumel
übriggeblieben war. Nun merkte er, dass Jeannine doch aus sehr einfachen
Verhältnissen kam, kaum gebildet war und sich allzu augenscheinlich an ihn
klammerte. Sie teilte ihm noch auf dem Bahnsteig mit, dass sie sich unsterblich
in ihn verliebt habe, lächelnd hörte er zu, seine Skepsis konnte er gut
verstecken. Als er ihre Wohnung, in der schrecklichsten Vorstadtzone sah, entschied er, dass er schon am nächsten Morgen im Zentrum ein Hotel
nehmen werde, dies teilte er Jeannine nach dem ersten stürmischen Lieben auch
mit. Allerdings sagte er, es sei für alle Beide besser abends noch in Ruhe
auszugehen und dann zusammen im Hotelbett die Nacht würdevoll zu beenden. Also
kein Wort über die scheussliche Wohnung und Gegend. Nun begann ein Balanceakt
für alle Beide, Jeannine wollte „Ihren Yannick“ nicht an irgend eine Andere
verlieren, redete viel von Liebe und gemeinsamer Zukunft; Yannick hingegen
sprach nie von Liebe, er schützte vor, nach dem schweren Verlust noch nicht
dazu bereit zu sein, sagte aber zugleich dass er die ungezwungene und
hemmungslose Liebeszweisamkeit doch sehr genoss. Jeannine schien sich damit,
und mit der Grosszügigkeit Yannicks, abzufinden. Yannick kaufte ihr gerne
Kleider und auch ab und zu ein kleines Schmuckstück—Ringe, nein Ringe gab’s
nie—er wollte ihre Hoffnung nicht auch noch schüren. So vergingen knapp
zwei Jahre, Jeannine dosierte auf recht kluge Art die Vorstösse, sodass Yannick
nicht brüskiert war, kam aber immer auf das Sujet zurück. Nicht immer war Paris
der Ort ihrer Liebesspiele, nein auch mal am Meer oder in den Bergen fanden
diese häufigen Begegnungen statt. Ja fast jedes Wochenende und manchmal auch
eine Woche lang waren sie beieinander—aber wie Jeannine immer sagte—nicht
zusammen. Eines Abends eröffnete Jeannine „ihrem Yannick“ sie habe eine Stelle
in Genf gefunden und auch angenommen, damit sei sie ihm näher, wohnen werde sie
allerdings in Frankreich, „weil du ja nicht mit mir wohnen willst, schmollte
sie. Yannick stand auf, obwohl er eben erst angekommen war und sie noch nicht
einmal Sex gehabt hatten, zog sich an und sagte ihr Lebwohl, knallte einige Geldscheine auf den Nachttisch—wie bei einer
Hure—und sagte zahl bitte das Zimmer! dann verschwand er. Jeannine hat nie eine Antwort auf
ihre vielen Briefe und Anrufe gekriegt.
Moral, wer zu hoch pokert verliert oft alles.
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