Ich lebte viele Jahre in der Französischen Schweiz, mal in
Neuchâtel dann in Lausanne wieder in Neuchâtel erneut in Lausanne bis ich nach
noch einigen Wohnorten in Avenches ankam. Dort wohnte ich mitten im Städtchen,
hatte einige Kneipen quasi vor der Haustür die ich anfangs nicht oder kaum
frequentierte. Dies änderte sich nach einiger Zeit, so etwa nach einem
dreiviertel Jahr. Inzwischen hatte ich einige Leute kennengelernt, zuerst die
junge Frau die in meinem Haus einen Coiffeur-Salon hatte samt ihrem Freund, der
schon bald ihr Mann wurde. Zu dieser Hochzeit war ich –warum auch
immer—eingeladen worden. Dabei lernte ich das halbe Städtchen kennen, also
grüsste ich plötzlich sehr viele Leute und wurde von noch viel mehr Menschen
gegrüsst. Nachdem Isabell die letzten
Kunden entlassen hatte und ihr Salon geschlossen war, traf sie sich meistens,
mit ihrem Mann auf der Terrasse eines der Bistros, oft sassen schon einige
Bekannte da und es kamen fast immer noch mehrere dazu. Da ich gar nicht nach
Hause gehen konnte ohne an den Terrassen vorbeizukommen wurde ich natürlich
immer aufgefordert auch ein Glas zu nehmen. Und so lernte ich die typisch
Waadtländische Art zu trinken kennen. Das geht nämlich so, der erste Gast
bestellt einen Deziliter Weisswein, kommt ein zweiter dazu bestellt dieser zwei
Dezi die dann geteilt werden ,der dritte verlangt ohne zu sprechen nur durch
ein Handzeichen drei Dezi, die geteilt
werden. Der als vierter angekommene bestellt je nach Grosszügigkeit drei Dezi
oder schon mal einen halben Liter; wer nun dazu kommt bestellt ,nur durch ein
Handzeichen einen halben Liter .Und so geht es weiter, kommt kein neuer Gast
dazu, und die Gläser gehen zur Neige, sollte eigentlich der zuerst dagewesene
eine Bestellung tätigen, meist sagt dieser im entscheidenden Moment, so ich
muss nun nach Hause, sonst schimpft meine Alte mal wieder; dadurch hat er als
Schmarotzer bei minimer finanzieller Belastung maximalen Weinkonsum intus. Solche Saukumpanen gibt es in jeder Kneipe,
ob erster oder zweiter Apéro-Gast spielt auch kaum eine Rolle, jedermann kennt
diese Profiteure, macht sich auch über sie
lustig, ändern tun diese sich nie, es sei denn sie werden zu lästig,
dann bleiben sie alleine an ihrem Tisch sitzen.
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