Donnerstag, 27. August 2015

Vom klugen Trinken

Ich lebte viele Jahre in der Französischen Schweiz, mal in Neuchâtel dann in Lausanne wieder in Neuchâtel erneut in Lausanne bis ich nach noch einigen Wohnorten in Avenches ankam. Dort wohnte ich mitten im Städtchen, hatte einige Kneipen quasi vor der Haustür die ich anfangs nicht oder kaum frequentierte. Dies änderte sich nach einiger Zeit, so etwa nach einem dreiviertel Jahr. Inzwischen hatte ich einige Leute kennengelernt, zuerst die junge Frau die in meinem Haus einen Coiffeur-Salon hatte samt ihrem Freund, der schon bald ihr Mann wurde. Zu dieser Hochzeit war ich –warum auch immer—eingeladen worden. Dabei lernte ich das halbe Städtchen kennen, also grüsste ich plötzlich sehr viele Leute und wurde von noch viel mehr Menschen gegrüsst. Nachdem Isabell  die letzten Kunden entlassen hatte und ihr Salon geschlossen war, traf sie sich meistens, mit ihrem Mann auf der Terrasse eines der Bistros, oft sassen schon einige Bekannte da und es kamen fast immer noch mehrere dazu. Da ich gar nicht nach Hause gehen konnte ohne an den Terrassen vorbeizukommen wurde ich natürlich immer aufgefordert auch ein Glas zu nehmen. Und so lernte ich die typisch Waadtländische Art zu trinken kennen. Das geht nämlich so, der erste Gast bestellt einen Deziliter Weisswein, kommt ein zweiter dazu bestellt dieser zwei Dezi die dann geteilt werden ,der dritte verlangt ohne zu sprechen nur durch ein Handzeichen  drei Dezi, die geteilt werden. Der als vierter angekommene bestellt je nach Grosszügigkeit drei Dezi oder schon mal einen halben Liter; wer nun dazu kommt bestellt ,nur durch ein Handzeichen einen halben Liter .Und so geht es weiter, kommt kein neuer Gast dazu, und die Gläser gehen zur Neige, sollte eigentlich der zuerst dagewesene eine Bestellung tätigen, meist sagt dieser im entscheidenden Moment, so ich muss nun nach Hause, sonst schimpft meine Alte mal wieder; dadurch hat er als Schmarotzer bei minimer finanzieller Belastung maximalen Weinkonsum intus.  Solche Saukumpanen gibt es in jeder Kneipe, ob erster oder zweiter Apéro-Gast spielt auch kaum eine Rolle, jedermann kennt diese Profiteure, macht sich auch über sie  lustig, ändern tun diese sich nie, es sei denn sie werden zu lästig, dann bleiben sie alleine an ihrem Tisch sitzen.


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