Dienstag, 22. September 2015

Backpackers

Sind wir nicht alle, wenn wir ein gewisses Alter erreicht  und  „gelebt“, also eine Vergangenheit aufgestaut, haben, mit Backpackern zu vergleichen. Die wirklichen Backpackers tragen ihr Hab und Gut immer mit sich herum, wir anderen haben einen virtuellen Rucksack der uns immer begleitet. Ja, wenn wir neue Menschen kennenlernen, ganz egal in welcher Situation, hat unser Gegenüber genauso wie wir selbst, seine ganze Lebenserfahrung in einem unsichtbaren Rucksack bei sich. Unbefangen ist man in der Kindheit und in den jugendlichen Anfängen des sich Kennenlernens, aber je länger und je intensiver man lebt desto schwerer wird der Rucksack und damit die Annäherung an neue Menschen. Sei‘s nun ,dass man eine neue Arbeit antreten soll oder neue Bekanntschaften macht, immer drückt der virtuelle Rucksack, manchmal nur leicht, oft aber sehr schwer auf unsere seelischen Schultern. Wie, ja wie kann ich für einige Zeit meine Vergangenheit und die—nicht etwa nur schlechten—Erfahrungen einfach vergessen. Man würde so gerne mit neuem Blick an neue Begegnungen herangehen, aber  der Teufel der Erinnerung guckt uns immer über die Schulter. Ja dieser Teufel ist ja auch der Erfinder des Phänomens des „Deja-vu“—des Französischen Wortes dass wohl alle kennen—auch wenn sie mit der Sprache Voltaires nicht vertraut sind.  Sei‘s beim allerersten gemeinsamen Essen mit    ein er/em neuen Partner/in oder bei einem Vorstellungsgespräch mit dem eventuellen neuen Chef, es ist nicht der Schalk sondern die Vergangenheit die einem im Nacken sitzt und bohrende Fragen oder Randbemerkungen in unsere Ohren flüstert. Vermeiden lässt sich dies alles nicht, es bleibt uns nur der Versuch damit luzide umzugehen um weiterhin Freude am Leben zu haben.

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