Nein, so wollte er nicht weiterleben, so nicht mit
dieser zwar sehr hübschen aber stinklangweiligen Regula. Schon ihr Name, sie
verabscheute Kosenamen, war ihm mit der Zeit zuwider geworden, er fand—sagte es
ihr aber nie—das töne nach Regelblutung. Und eben, Regelblutung, Kopfschmerz,
Rückenbeschwerden, Völlegefühl einfach alles war bei Regula Ausrede um keine
Zärtlichkeiten ertragen zu müssen. Wenn Regula ab und zu doch einwilligte
den—wie sie sagte—Beischlaf zu akzeptieren, hatte er das Gefühl mit einer Puppe
oder gar mit einer Schlafenden zusammen zu sein. Regula war sexuell langweilig
und absolut phantasielos. Sie liess es wie eine Naturkatastrophe über sich
ergehen. Zwar waren
sie schon bald sieben Jahre zusammen aber Regula wurde immer langweiliger, das
Einzige was ihr Freude zu machen schien war Shoppen. Oliver ging immer öfter
allein aus, mal ins Kino—Regula mochte nur honigsüsse Liebesschnulzen—mal mit
den Kollegen ins Stammlokal, auch fing er wieder an ein wenig Sport zu machen.
Ein grosser Sportler war er nie gewesen aber ein wenig Bewegung konnte ja
nichts schaden. Er brachte, nach vielen Jahren sein altes Fahrrad wieder in
Schuss und kaufte sich einen Helm, so etwas schien heutzutage üblich zu sein. An
diesem Samstag nun fuhr er schon sehr früh, als Regula noch schlief, um eine
Radtour rund um den kleinen Greifensee zu machen. Noch vor sieben Uhr sah er
eine Radfahrerin am Wegrand die dabei war ihren kaputten Reifen zu wechseln.
Ganz Gentlemen hielt er und bot seine Hilfe an, lachend sagte die Fahrerin,
solche Galanterien, dachte sie, gebe es schon lange nicht mehr. Renate—so hiess
sie, wurde aber nur Renni genannt—und Oliver kamen ins Gespräch. Renni war etwa
fünfzehn Jahre älter als Oli, sie war absolut durchtrainiert, kein Gramm, nicht
mal ein Milligramm Fett war auf ihrem drahtigen Körper auszumachen. Warum Renni
„Renni“ genannt wurde merkte Oli beim gemeinsamen weiterfahren. Renni schwatzte
lustig darauf los während Oli ausser Atem strampelte was das Zeug hergab und
dabei immer mehr zurückfiel. Renni wartete und gab sich viel Mühe l a n g s a m
e r zu treten. Im Restaurant beim Fischessen kamen sie sich näher. Oli fragte,
ob sie alles so intensiv mache, die Antwort war klar und deutlich. Ja wenn du
das wissen willst, musst du schon zu mir kommen, dann zeige ich dir, dass nicht
nur Sport meine Zeit ausfüllt. So eine Sex(plosion) hatte er in seinem ganzen
Leben noch nie erlebt. Im Bett—was heisst hier Bett—es war in der ganzen
Wohnung überall und ohne irgendwelche Tabus….einfach irreal, Renni war
überwältigend. Renni machte bei vielen Sportereignissen mit, Marathon, Ironman,
Radrennen einfach alles was viel Energie brauchte, auch merkte Oli ,dass Renni
sehr viel ass aber durch den Sport ihr Gewicht und ihre Muskeln total kontrollierte.
Genauso apathisch wie sie in der Beziehung gewesen war
nahm Regula die Trennung hin, als hätte sie in all den Jahren nichts für Oli
empfunden. Renni und Oli wurden ein Paar, bald schon zog Oli bei Renate ein,
gross genug war das Haus und die Wohnung ja, da ihr Exmann damals als sie aus
einem Trainingslager zurückgekommen waren, nur seine Klamotten und einige
Bücher mitgenommen hatte und sich damit aus dem Staub gemacht hatte. Selbst zur
Scheidung war er nicht aus Argentinien, wo er nun lebte, zurückgekommen. Als
sie zusammengekommen waren war Oli knapp fünfunddreissig Renni also
einundfünfzig. Jahrelang akzeptierte Oli, jede freie Minute mit Renni zusammen
sportlich aktiv zu sein, Renni war in dieser Beziehung fast unersättlich auch
ihr Liebesleben wurde immer intensiver, was Oli mit der Zeit Probleme bescherte.
Jahre später, als er sich einmal über zu viel Sex beklagte musste er sich anhören, „glaubst du ich habe
einen viel jüngeren Mann genommen um sexuell zu darben“? und fand am nächsten Abend eine grosse Packung
Potenzpillen neben seinem Abendbrotteller als sie beide von einem Waldlauf
zurück nach Hause kehrten. Und jetzt sann Oli wie er es vermeiden könnte wenigstens an diesem Wochenende nicht erneut
mit dem Schlauchboot über Stromschnellen fahren zu müssen. Als sie Freitags zu
später Stunde, beide mit Fahrrädern, Anhänger und der ganzen Campingausrüstung
sowie dem Schlauchboot an ihrem Geheimort in den Bergen am reissenden Fluss angekommen
und ihr kleines Camp aufgebaut hatten wollte Renni das Boot aufblasen. Wo ist
die Pumpe, fragte sie recht unwirsch. Ja hast du sie denn nicht, wie immer, in
deinen Anhänger gepackt antwortete Oli scheinheilig, die ist doch immer in
deinem Wagen. Er hatte die Pumpe, als Renni noch mal schnell Pipi machte aus
dem Anhänger entfernt und an ihren Aufbewahrungsort zurückgetan. Der
Ventilansatz der Fahrradpumpen war viel zu klein um damit das Boot aufzupumpen
und die nächstgelegene Garage weit genug entfernt sodass eine Fahrt dahin
keinen Sinn machte. Das ganze hatte auch noch einen kleinen, für Oli sehr
schönen, Nebeneffekt, da Renni sauer war, schlief sie –was nur selten
passierte—ohne Sex ein. Nirgendswo war
am Samstag eine Pumpe aufzutreiben, dies brachte Renni dazu auszuflippen. Nun
in ihrer unkontrollierten Wut kam ihr Alter voll zur Geltung, der Charme war
gebrochen und Oli musste sich auf die Schnelle eine neue Bleibe suchen.
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