Mittwoch, 2. September 2015

So richtig „sportliches“ Fahren

Was einem alles so durch den Kopf gehen kann, wenn man glaubt sein letztes Stündchen hat geschlagen dachte sich Julius als er in hoher Geschwindigkeit auf dem Glatteis rutschte und ins Leere fiel. Dass sein Porsche dann von  einem Felsvorsprung angehalten wurde und nun wackelig über dem Abgrund schwebte trug nicht dazu bei, ihn zu beruhigen. Es war spät abends, also dunkel und die Möglichkeit ,dass ein anders Auto noch zu so später Stunde und bei diesem nun einsetzenden Schneegestöber hier noch vorbeikommen  und dann auch noch den verunglückten Porsche sehen würde war verschwindend klein. Immer schon hatte ihn seine Frau angefleht –besonders wenn er getrunken hatte—nicht so zu rasen, aber er konnte es einfach nicht lassen, es gab ihm ein Gefühl von Macht und auch so was wie einen sexuellen Kick, so die engen Kurven dieser Bergstrasse zu schneiden. Er versuchte die Tür zu öffnen, als das Auto dabei gefährlich zu kippen begann liess er es aber sofort bleiben. Ihm war plötzlich sehr kalt, war es der Schock, der Alkohol oder einfach das winterliche Klima, er wusste es nicht aber er fing an zu bibbern so einen richtigen Schüttelfrost hatte er seit der Kindheit, als er eine schwere Grippe durchstehen musste, nie mehr gehabt. Schlief er eigentlich ein oder war er ohnmächtig geworden, er hätte es nicht sagen können als er bei Tagesanbruch vor Kälte schlotternd aufwachte. Alles war tief verschneit, sein Porsche war sicherlich von der Strasse aus nicht zu sehen, ausserdem waren die Spuren des Unfalls bestimmt vom vielen Schnee zugedeckt. Julius driftete wieder in ein tiefes Koma.  Eine Woche darauf, als die Strasse mit Räumungs-Maschinen wieder geöffnet worden war, sahen die Strassen- Arbeiter die durchbrochene Gleitplanke und das beinahe  total eingeschneiten Auto. Bei dem Versuch, das Auto zu bergen glitt der Porsche mehrere hundert Meter  in die Tiefe.  Von dem schönen Auto  blieb nicht viel übrig, als man nach einigen Wochen zur Absturzstelle kam.  Die von Wildtieren halb aufgefressene Leiche von Julius fand man erst nach dem der erneut gefallene Schnee im Frühling weggeschmolzen war. Dass Julius, bei diesem Wetter, den Porsche, und nicht den alten Subaru  genommen hatte um in der Berghütte mit Freunden—die alle dort übernachtet hatten— einen Geburtstag zu feiern,  fand Erika seine „nun Witwe“ sehr traurig; ob wegen des Verlusts vom Auto oder vom Gatten sei dahingestellt.

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