Nun sass er wieder da, mit ausdruckslosem desinteressiertem
ja gelangweiltem Gesicht, Lisa sah dass er ihre Bemerkungen mal wieder
überhaupt nicht verstanden und erst
recht nicht akzeptiert hatte, er war
sauer. Wie war es dazu gekommen? Ach ja Lisa hatte sich erlaubt zu fragen: „du
hast wohl länger gearbeitet da du den späteren Zug genommen hast“, ihre Anfrage war sachlich neutral, es war
weder ein Vorwurf noch eine Inquisition, aber er, Theo fühlte sich überwacht
und schrie sie sofort an. Du kannst ja gar nicht wissen, was es bedeutet, in
der Klinik Dienst zu haben und sich um alles kümmern zu müssen, denn du hast
ausser dem bisschen Haushalt nichts Wichtiges zu tun und ausserdem habe ich
deine Unterstellungen einfach satt. Theo war seit einigen Wochen, ja eigentlich
seit dem Wochenenddienst an Ostern wie verwandelt. Er kam immer öfter Stunden später
als bisher. In den zwei Jahren die sie nun schon zusammen waren, ist Theo nicht
ein einziges Mal später als erwartet gekommen, was Lisa sehr erstaunlich fand
da sie dachte ein Arzt muss sicher manchmal länger bleiben. Seine Anrufe kamen
auch nicht mehr sofort nach Dienstschluss, nein oft rief er erst vom Zug aus
an, kurz bevor er ankam. Auch hatte er sich immer sehr gefreut, wenn Lisa ihn
in der Klinik, so als schöne Überraschung, abgeholt hatte. Dann waren sie
zusammen spazieren gegangen und anschliessend in eins ihrer Lieblingslokale um
eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen, ein oder mehrere Gläschen vom lokalen Wein
hatten auch nie gefehlt. Ja am Ostermontag, weil Theo Dienst hatte und
das Wetter so schön war, hatte Lisa eine Radtour gemacht und sich spontan
entschieden Theo zu besuchen und mit ihm zusammen in der –sehr guten— Kantine eine
Kleinigkeit zu essen. Theo war nicht auf Station gewesen, auch im Büro war er
nicht, nein er war schon in der Kantine wo Lisa ihm sichtlich ungelegen kam,
sass er doch mit einer bildschönen jungen Assistentsärztin in äusserst
angeregter, nicht nach dienstlich aussehender Konversation. Lisa wusste
natürlich von der neuen Assistentin, Theo hatte, auf ihre Anfrage hin, ob sie
hübsch sei nur murmelnd geantwortet nee eher ein Mauerblümchentyp, und nun war
es ihm sichtlich peinlich diese sehr
attraktive ein wenig „nuttenhafte“ junge Frau auch noch als seine neue Assistentin und
engste Mitarbeiterin vorstellen zu müssen. Der Verlauf des Essens, nun zu dritt war, dank krampfhaften Bemühens aller, nicht in Schweigen gehüllt. Und seither war Theo wie ausgewechselt. Es gab ohne
Anlass regelmässig Streit. „Du spionierst mir nach, meine Kollegen reden schon
hinter meinem Rücken, dabei gibt es keinen Grund; krankhaft eifersüchtig bist
du warum weiss ich nicht, Grund dazu habe ich dir nie gegeben. Keine Frau meiner Kollegen kommt in die Klinik um
ihren Mann zu kontrollieren, nur mir muss so was Peinliches passieren“. Wenn
er, so wie heute, mal wieder dasass, fiel Lisa auf, dass er einen ganz starren,
wie abwesenden Ausdruck hatte auch seine Körperhaltung war fast schon
spastisch, aber was sie am meisten beunruhigte war, dass er mit den Händen so etwas wie, ja wie denn? ach ja,
wie Würgegriffe machte und den Mund ganz verkrampft geschlossen hielt – er
machte ihr richtig Angst—. Plötzlich stand Theo ruckartig auf und verliess Türe
knallend die Wohnung. Am nächsten Tag kam er, als Lisa beim Einkaufen war, seine
Sachen abholen und liess den Schlüssel im Briefkasten . Seither sind mehrere
Wochen vergangen ohne dass Lisa ein Lebenszeichen von ihrem, na was denn
Traummann, Lebenspartner? erhalten hatte. War sie für ihn bloss eine
Übergangsfrau gewesen? Lag es an Lisa oder war er, Theo, einfach ein
Schweinehund?
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