Mittwoch, 30. September 2015

Marina, oder ein verkorktes Leben

 Marina war eine strebsame Schülerin gewesen und dann war sie auch im Lehrerseminar—das sie aus Familientradition besuchte— die Klassenbeste. Trotz ihrer herausragenden Leistungen fand sie immer wieder Zeit um Dozenten und Kommilitonen –nicht nur rein bildlich gesprochen—zur Brust zu nehmen. Ja Marina war sehr an den Männern interessiert. Man sagte ihr schon in der Schulzeit unzählige Liebeleien nach, vielen ihrer Mitschüler war sie wissende Instruktorin auf dem Weg der sexuellen Entdeckungen gewesen. In der Zeit des Studiums hatte sie  einen geradezu enormen Verschleiss an Sexualpartnern. Sie war nicht etwa untreu, denn nie hatte sie behauptet sich mehr als einige möglichst wilde sexuelle Begegnungen nehmen zu wollen. Viele ihrer Kurzzeitpartner verliebten sich aber in diese sehr gut aussehende junge Frau, deren ganz leichter „Silberblick“ also ihr leichter Strabismus ihr einen ganz besonderen Reiz gab. Sie wollte aber nichts Festes, dazu fühlte sie sich viel zu jung und verzichten auf all die anderen wäre  ihr ein Gräuel gewesen. Mit Bestnote absolvierte sie ihr Examen. Sie fand auch sofort eine  Stelle in der begehrtesten Schule der Hauptstadt. Das war für Marina ideal, stammte  sie doch aus einem Dorf wo die Auswahl junger, oder auch nicht so junger, Männer naturgemäss sehr beschränkt war. Sie war in dieser Schule mit Abstand die jüngste und hübscheste, also begehrenswerteste, Kollegin. Schon nach wenigen Monaten hatte sie Affären mit den meisten männlichen Kollegen, sodass deren Gattinnen sich erbost telefonisch oder auch persönlich  bei ihr beschwerten; lassen sie meinen Mann in Ruhe sie : wahlweise Hure, Nutte, Schlampe, Kreatur, Schnepfe……….. Marina antwortete immer ruhig lächeln, sorgen sie dafür, dass ihr Mann nicht anderswo sein Glück suchen muss, ich—das schwöre ich ihnen—zwinge keinen und nehme nur die, die wirklich wollen. Einige Jahre später war Marina mit einem sehr sanften Gymnasiallehrer verheiratet, dies hinderte sie aber nicht ihren, an Obsession  grenzenden, Männerverschleiss fortzuführen. Sie kauften zusammen ein Haus, Marina wohnte aber nur selten und dann lediglich für einige Tage mit ihrem Gatten zusammen, sie brauchte und  hatte eine eigene Wohnung. War ihr Ehemann, so wie er allen Aussenstehenden erschien, homosexuell oder ist dies nur üble Nachrede gewesen? Marina machte immer mehr Politik, Erziehungspolitik. Irgendwann verliess sie das Lehramt und wechselte in die Leitung „Bildungswesen“. Dadurch hatte sie ein ganz neues Jagdrevier, ja viel interessantere  Begegnungen die sie auch schon mal zeitlich ausdehnte, oft wurde sie nun monatelang mit nur einem Partner gesehen. Viele Jahre gingen ins Land, Marina blieb verheiratet, Kinder hatte sie keine und mit ihrem Mann zusammen war sie nur sporadisch, zu Urlauben und Kulturreisen in die grossen Opernhäuser der Welt. Sie hatte immer noch ein sehr jugendlich wirkendes Gesicht, aber ihr Körper war enorm geworden. Nun sah man sie oft abends an der einen oder anderen Hotelbar der Hauptstadt, wie sie nach neuen Bekanntschaften Ausschau hielt und ganz gemächlich mehrere Gläser Cognac schlürfte. Kam man nach dem Kino oder  Theater noch mal kurz an die Bar um ein letztes Glas zu trinken, sass sie meist noch da, allerdings leicht besäuselt und leider immer noch ohne Begleitung.                                                               Ach wie ist doch das Altern manchmal grausam!!!

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