Er war kein
Eheschwindler im juristischen Sinn, nein er verschwieg nur, dass er schon
mehrmals verheiratet gewesen war. Er war
dann immer geschieden worden, brachte es aber fertig, seinen ex Frauen
nie eine finanzielle Unterstützung geben zu müssen. Allein gelebt hatte er nie,
immer hatte er einige Beziehungen parallel laufen. Eine eigene Wohnung hatte er
nie gehabt. Er überrumpelte seine Eroberungen jedes Mal denn er zog immer—mit
Sack und Pack— sofort ein, wenn er eine neue Frau kennenlernte. Mit seinem
melancholischen Hundeblick kriegte er die Frauen dazu ihr Gehirn auszuschalten
und dem (unter)Bauchgefühl nachzugeben.
Er war unberechenbar, wovon er lebte verschwieg er aber er verschwand plötzlich
für längere Zeit und kam dann absolut selbstverständlich und ohne Erklärung
zurück. Dann nahm er seinen Platz wieder ein als ob nichts gewesen sei. Was er
von sich und seiner Kindheit erzählte war immer äusserst vage, festnageln
konnte man ihn nicht, er wich allen präzisen Fragen sehr geschickt aus. Warum
kaum eine der Frauen je aufbegehrte ist ein wohlgehütetes Geheimnis. Hatte eine
seiner Frauen irgendeine Idee oder einen Vorschlag, war er immer gleich Feuer
und Flamme, tat dann allerdings nichts um diese Idee oder den Vorschlag
Wirklichkeit werden zu lassen. Später, als die
Partnerin auf ihren Vorschlag zurückkam hatte er alles ganz und gar
vergessen ,oder schwor nie so was gehört zu haben—aber selbstverständlich ist
das eine Superidee—sagte er und vergass es sofort wieder. Mehrere dieser Frauen
planten mit ihm eine gemeinsame Zukunft
mit eigenem Haus und wohl auch mit Kindern. Immer war er davon sehr
angetan—dass er keine Kinder mehr zeugen konnte verschwieg er tunlichst—und was
das Haus betraf war er immer sofort bereit danach im Internet zu suchen. Zum
Verkauf stehende Häuser besuchten sie dutzendweise zusammen. Auch plante er mit
der jeweiligen Frau schon mal die Einrichtung und die Gartengestaltung. Wenn er
merkte dass ihm die Kontrolle entglitt, verschwand er ohne ein Wort; die Frau
kam eines Tages nach Hause, die Wohnung war leer und von ihm war keine Spur
mehr zu sehen, als sei nie jemand da gewesen. Gestohlen hat er nie etwas, sich
durchgefressen hat er immer und überall. Erinnerungsgegenstände waren keine
zurückgeblieben, denn Geschenke nahm er zwar willig an—ja er bettelte auf
subtile Art darum—selbst hat er nie im Leben jemandem irgendetwas geschenkt,
ausser ab und zu etwas zu essen und trinken, welches dann gemeinsam verzehrt
werden konnte. Ob der angegebene Name echt war, fragten sich seine Opfer erst
als er schon über alle Berge war; auch dass er nie Post erhalten hatte fiel
erst nach seinem Verschwinden auf. Erst als seine so oft gewählte Handy-Nummer mit synthetischer Stimme „diese Rufnummer ist nicht mehr in Betrieb“ antwortete wurde es den Frauen bewusst, dass
nie irgend eine andere Person sein Handy angerufen hatte. Dass er im Laufe der Zeit viele gebrochene
Herzen und verzweifelt sich fragende Köpfe hinterliess störte ihn wohl
kaum—oder ergötzte er sich sogar an der Vorstellung dass man ihm nachtrauerte?
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