Mittwoch, 13. Januar 2016

Freundinnen

In Florida dem Sonnenstaat lebten drei Freundinnen. Deborah, Sue und Tamara. Alle drei waren Jüdinnen. Deborah und Sue waren verheiratet, Deborah schon zum dritten Mal. Sue kaute immer noch am ersten Mann ihres Lebens herum, sie kam einfach nicht von ihm los. War es wegen der drei Kids oder wohl eher wegen des fabelhaften Einkommens dass ihr Mann Fred, Monat für Monat, nach Hause brachte ? Fred war Partner in einer kleinen aber sehr renommierten Anwaltskanzlei. Sue war ihm so treu wie es ging nahm sich aber regelmässige geheime Freiheiten. Deborahs dritter Mann war Inhaber einer kleinen aber feinen Immobilien-Makler Firma. John war viel älter als Deborah, er liess ihr in Allem freie Hand, was er wollte war gesellschaftliche Anerkennung und seine Ruhe um seiner Leidenschaft dem Segeln und Golfspielen nachgehen zu können. Das Geschäft, in dem auch Deborah mitarbeitete, war so gut aufgestellt, dass John nicht mehr viele Zeit dort verbrachte. Deborah kaufte lohnende Objekte ,erneuerte sie und verkaufte sie mit grossem Gewinn, ja sie hatte diese Abteilung in Johns Maklerfirma ins Leben gerufen und damit auch John in ihr Leben geholt—allerdings nur sehr beschränkt—aber das konnte John am Anfang nicht wissen. Tamara war die Anführerin der drei. Sie war nie verheiratet gewesen, wie genau ihre sexuelle Ausrichtung war bleibt ein Geheimnis. Auch ihre beiden Freundinnen Sue und Deborah können nur Vermutungen anstellen. Sicherlich sah man Tamara regelmässig mit äusserst attraktiven—meist um einiges jüngeren —Männern. Jedoch ihre Urlaube, sie liebte weite wilde Reisen, verbrachte sie immer mit einer Freundin, die mit den zweien, Deborah und Sue, nicht harmonierte.                                                                                                    Und nun zum Zweck ihrer Freundschaft. Tamara hatte schon zur gemeinsamen Schulzeit immer alles Intime ihrer Freundinnen wissen wollen. Erster Kuss, wie ist der Liebhaber gebaut, wie läuft der Sex ab, welchen Charakter hat er, was sind seine Macken und Fehler einfach alles. Bei ihren häufigen Treffen wurde alles durchgehechelt. Es war meistens sehr amüsant. Anfangs war es immer ein Highlight wenn eine von ihnen einen nicht jüdischen –und vor allem unbeschnittenen—Liebhaber hatte finden können. Nun bald dreissig Jahre später war es eigentlich immer noch gleich, nur viel geplanter und provozierter. Inzwischen führten Deborah und Sue so etwas wie offene Ehen, wieweit ihre Ehemänner damit einverstanden waren und was genau sie wussten sei dahingestellt. Sues Jagdgebiet war Europa—sie machte regelmässig sogenannte Kulturreisen—und Eroberungen. Deborah hatte sich ihrer Neigung nach eher auf Lateinamerika  konzentriert. Durch die rasante technische Entwicklung haben die „Treffen“ der drei, bei denen wie gehabt die verschiedenen Liebesabenteuer dargelegt wurden eine ganz neue Dimension genommen. Smartphones sei Dank war nun alles genauestens dokumentiert, bebildert und die Gespräche waren aufgenommen. Zwischen Sue und Deborah war nun ein Wettstreit ausgebrochen—ein sehr freundschaftlicher Wettstreit—wer den originellsten, komischsten, bizarrsten, schönsten, jüngsten oder aber im Gegenteil ältesten Liebhaber ins Bett und vor die versteckte Kamera bringt. Eine absolute Spielregel—die auch als Schutz vor Stalking galt—war die Beziehungen nach einiger Zeit ohne Grund abzubrechen oder manchmal auch bloss einschlafen zu lassen. Waren doch sowohl Sue wie Deborah ehrenwerte Ehefrauen der jüdischen Gemeinde von Miami.                                                                                                                Wie erstaunt waren einige der verlassenen Galane, sich selbst,  plötzlich beim Surfen auf einschlägigen Sites, irgendwo im weiten Internet, meist in unvorteilhafter oder gar lächerlich-grotesker Position zu entdecken.


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