Mittwoch, 20. Januar 2016

Misslungene Flucht vor Narrentreiben.

Damals wohnte ich in Avenches, einer kleinen historischen Stadt nahe der Sprachgrenze. Avenches rühmt sich den letzten Carneval  der Schweiz zu feiern, erst kurz vor Ostern. Ob Fasnacht, Fasching Carneval oder Karnevale alles ist mir schon seit meiner Kindheit ein Gräuel. Nun wohnte ich damals im Zentrum des alten Städtchens, unter meinem Fenster war eine schreckliche Kneipe mit Terrasse—die am Carneval bei jedem Wetter offen war—sodass  der Lärm und Rauch selbst durch meine geschlossenen Fenster hereinkam. Ich habe beschlossen immer während dieser   Woche zu fliehen, so auch in jenem Jahr. Ich hatte beschlossen einige Tage im benachbarten Frankreich zuzubringen. Ich hatte Besançon, eine Stadt die ich noch nicht kannte, als Reiseziel ausgesucht. Mein, nach dem Guide Michelin ausgesuchtes Hotel „de Charme“ lag in der Altstadt. Von GPS konnte man damals noch nicht einmal träumen und so nahm ich den Stadtplan den ich mir besorgt hatte zu Hilfe um mein Hotel zu finden. Das Hotel war sehr romantisch und schön, mit einem mittelalterlichen Innenhof wo mein Auto in Sicherheit war. Das Haus hatte nur etwa ein halbes Dutzend Zimmer, bei meiner Ankunft war ich wohl der einzige Gast. Ich ging in der Nähe in ein empfohlenes Restaurant, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht hiess es le Poker d‘As. Am Nebentisch sass eine grosse Familie, sie feierte die soeben vollzogene Priesterweihe ihres sichtlich jüngsten Sohnes, alle nahmen sich so tot ernst, es war richtig amüsant. Ich hatte den Kulturführer dabei und machte mein „Kulturprogramm“ für die nächsten Tage. Vor allem die berühmte Zitadelle und das Palais Vauban sowie verschiedene Museen. Wie riesengross war mein Schreck, als ich früh am nächsten Morgen mit lauter Musik geweckt wurde. Es war eine Art Guggenmusik. Ja auch hier war Carneval. Ich kam mir vor wie die Witzfigur: L’arroseur arrosé  im Film der Gebrüder Lumière von 1896 (bei Google zu sehen), oder zu Deutsch war ich vom Regen in die Traufe gekommen. An erneute Flucht war nicht zu denken die ganze Innenstadt war nur mit Spezialbewilligung zu durchfahren und so besichtigte ich die Sehenswürdigkeiten welche nicht zur Feier des Carnevals zugesperrt waren.

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