Damals wohnte
ich in Avenches, einer kleinen historischen Stadt nahe der Sprachgrenze.
Avenches rühmt sich den letzten Carneval
der Schweiz zu feiern, erst kurz vor Ostern. Ob Fasnacht, Fasching
Carneval oder Karnevale alles ist mir schon seit meiner Kindheit ein Gräuel.
Nun wohnte ich damals im Zentrum des alten Städtchens, unter meinem Fenster war
eine schreckliche Kneipe mit Terrasse—die am Carneval bei jedem Wetter offen
war—sodass der Lärm und Rauch selbst
durch meine geschlossenen Fenster hereinkam. Ich habe beschlossen immer während
dieser Woche zu fliehen, so auch in jenem
Jahr. Ich hatte beschlossen einige Tage im benachbarten Frankreich zuzubringen.
Ich hatte Besançon, eine Stadt die ich noch nicht kannte, als Reiseziel
ausgesucht. Mein, nach dem Guide Michelin ausgesuchtes Hotel „de Charme“ lag in
der Altstadt. Von GPS konnte man damals noch nicht einmal träumen und so nahm
ich den Stadtplan den ich mir besorgt hatte zu Hilfe um mein Hotel zu finden. Das
Hotel war sehr romantisch und schön, mit einem mittelalterlichen Innenhof wo
mein Auto in Sicherheit war. Das Haus hatte nur etwa ein halbes Dutzend Zimmer,
bei meiner Ankunft war ich wohl der einzige Gast. Ich ging in der Nähe in ein
empfohlenes Restaurant, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht hiess es le
Poker d‘As. Am Nebentisch sass eine grosse Familie, sie feierte die soeben
vollzogene Priesterweihe ihres sichtlich jüngsten Sohnes, alle nahmen sich so
tot ernst, es war richtig amüsant. Ich hatte den Kulturführer dabei und machte
mein „Kulturprogramm“ für die nächsten Tage. Vor allem die berühmte Zitadelle
und das Palais Vauban sowie verschiedene Museen. Wie riesengross war mein
Schreck, als ich früh am nächsten Morgen mit lauter Musik geweckt wurde. Es war
eine Art Guggenmusik. Ja auch hier war Carneval. Ich kam mir vor wie die
Witzfigur: L’arroseur arrosé im Film der
Gebrüder Lumière von 1896 (bei Google zu sehen), oder zu Deutsch war ich vom
Regen in die Traufe gekommen. An erneute Flucht war nicht zu denken die ganze
Innenstadt war nur mit Spezialbewilligung zu durchfahren und so besichtigte ich
die Sehenswürdigkeiten welche nicht zur Feier des Carnevals zugesperrt waren.
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