Er war zum ersten Mal auf die Malediven geflogen, es hatte
viel selbst Überredung gebraucht endlich aus seiner depressiven Verstimmung zu finden.
Ja seine Scheidung sass ihm noch tief in der Seele. Wie konnte so eine
wunderbare Ehe nur so jämmerlich scheitern. Er Roland, Rolli genannt hatte doch
alles für Dörthe, die bildschöne Dörthe, um die ihn alle seine Freunde
beneideten ,getan, hatte sich abgerackert damit Dörthe und die beiden Kleinen
Orlando und Dorinda im Luxus leben konnten. Sie hatten sich an einem Barock-
Opernfestival zum ersten Mal getroffen. Rollis Schulfreund Thomas hatte sie
miteinander bekannt gemacht. Schon bald trafen sie sich regelmässig um über
Barock Musik zu debattieren. Dörthe kam aus einer Bürgerlichen kultivierten
Familie, Rolli aus eher einfachen Verhältnissen. Durch viel Fleiss, aber sicher
auch seiner Begabung wegen schaffte er es, schon in jungen Jahren, an die Spitze
eines grossen Industriekonzerns zu gelangen. Sie lebten in einem wunderbaren
Park in einer liebevoll renovierten Jugendstielvilla. Trotz Einsprachen der
Nachbarn hatten sie ein Schwimmbecken
gebaut und dazu das alte Gartenhaus in ein Badehaus umgewandelt, man
muss schon von einer Badelandschaft reden. Diese tolle Anlage lockte viele
Freunde und Bekannte an. Sowohl Freunde der Eltern als auch viele Freunde der
Halbwüchsigen Kinder. Die Kinder von Thomas, der sie damals bei der Aufführung
von Händels Orlando bekannt gemacht hatte, waren regelmässige Gäste und so kam
es, dass auch der Freund oft da war. Er hatte vor einiger Zeit seine Frau
verloren, sie war brutal schnell an einem fulguranten Bachspeicheldrüsentumor
gestorben. Er brauchte viel Unterstützung, kam oft und Dörthe kümmerte sich um
ihn, da Rolli sehr oft auf Reisen war und auch sonst viel arbeitete. Und es kam
wie es leider oft kommt; der zu tröstende Freund wurde zum Tröster der sich von
Rolli vernachlässigt gefühlten Dörthe. Einfach war es durch die Ungezwungenheit
die in dieser Badelandschaft herrschte, Jugendliche und auch deren Eltern
tollten oft zusammen herum, es fiel keinem auf dass Dörthe und der „gute“
Freund Thomas sich oft zurückzogen… Es kam zum peinlichen Eklat, als Orlando
mit der Tochter von Thomas nach einem ruhigen Versteck für erste
Annäherungsversuche suchte und dabei die
Beiden in voller Aktion vorfand. Wer peinlicher berührt war, die Kids oder die
ertappten Elternteile, ist wohl nicht zu
erfahren. Die Kids machten einen Riesenkrach, denn alle mochten Rolli sehr und
wussten dass sie ihm alles zu verdanken hatten. Denn Rolli hatte seinen Freund
Thomas schon lange unterstützt, da dieser ja einer brotlosen Kunst frönte. Und
nun so eine Enttäuschung. Es kam zum Bruch mit sofortigem Rausschmiss von
Thomas und Dörthe. Die Scheidung war
recht schnell ausgesprochen, Dörthe kam nicht gut weg dabei; und die Kids
Orlando und Dorinda die ja schon beinahe erwachsen waren wollten unbedingt beim
Vater bleiben.
Ach
ja wir waren ja auf die Malediven geflogen. Rolli war seit seiner jung
erfolgten Heirat nie mehr alleine in den Urlaub gefahren und merkte nun, dass
er, trotz seiner Weltgewandtheit, mit Fremden besonders bei Frauen extrem
schüchtern war. Eigentlich wollte er sich nur ausruhen und zu sich finden. Er
war kein Sportler, das Tauchen war ihm nicht geheuer, aber schnorcheln und
schwimmen fand er schön. Zum Essen sass er an einem kleinen Einzeltisch zum
Wohnen hatte er einen Luxuswasserbungalow, wo er alleine viele stunden mit
dösen und lesen verbrachte. Am letzten Abend gönnte er
sich noch, vor der „Henkersmahlzeit „einen Gin Tonic an der Bar. Er sass direkt
am Wasser in einer dunklen Ecke und sann so vor sich hin, als eine Frauenstimme
auf Deutsch fragte ob noch Platz an seinem Tischchen sei. Trotz seiner
Schüchternheit und dank seiner geschäftlichen Gewandtheit stand er sofort auf
sah eine recht hübsche rothaarige Frau, und rückte ihr den noch freien Stuhl
zurecht. Auch sie bestellte einen Gin Tonic. Sie, Gerda, war erst am Vortag
angekommen, alleine da sie sich von ihrem Freund getrennt hatte und wenigstens
nicht das ganze schon bezahlte Arrangement verlieren wollte, aber richtig Spass
hatte sie nicht so alleine hier. Der Urlaub war ja vor allem für ihren nun ex
Freund, einem begeisterten Taucher, gebucht worden. Sie hatte alles bezahlt als
Geschenk zu ihrem zweijährigen Zusammensein; und jetzt das. Auch Rolli erzählte
etwas von sich, das ganze dauerte je drei Gin -Tonic. Jetzt mussten sie aber
schnell essen gehen sonst wäre das Restaurant zu. Er bat sie an seinen Tisch und beide staunten
einen mit Blumen geschmückten Tisch zu sehen. Da sie zum ersten Mal hier waren
kannten sie diese nette Aufmerksamkeit noch nicht den Abreisenden einen solchen
Abschied zu bereiten, wohl auch um an das obligate Trinkgeld zu erinnern. Da
Gerda einen einfachen Kaltwasserbungalow gebucht hatte war sie sehr erstaunt
bei Rolli den möglichen Luxus auf diesen Trauminseln zu entdecken. Für Rolli wurde es nun
sehr peinlich, hatte er doch seit seiner plötzliche Trennung vor fast drei
Jahren nie mehr Sex gehabt, wollte er das auch wirklich, gings denn noch. Bei dem
ersten langen innigen Kuss merkte er dass sein Penis zu neuem Leben zu erwachen
schien, aber trotzdem hatte er sehr grosse Angst vor dem Versagen. Die Angst
war zum Glück unbegründet gewesen, im Gegenteil alles funktionierte wie er es
nur vom Anfang seiner Ehe her in Erinnerung hatte. Er schämte sich zuerst sehr,
Gerda gegenüber. So eine lebhafte Frau musste doch phantastische sexuelle
Erfahrungen haben; er selbst hatte ausser Dörthe nie eine andere Frau besessen.
Das Rumknutschen in seiner Jugend war nie zu weit gegangen. Vor allem seiner
grossen Schüchternheit, die ihm keiner glaubte, wegen. Und
nun stand er am Bahnhof, es war ein Sonntag im
Winter und es schneite und war bitterkalt nach der Wärme auf der
Trauminsel. Er war ja schon seit drei Wochen zurück, aber Gerda, die er jetzt
abholte war ja erst seit einigen Tagen von der warmen Insel zurück. Plötzlich
fragte er sich, werde ich sie erkennen bei all den Leuten? wird sie mich
erkennen und nicht enttäuscht wegsehen wenn sie kommt? Kommt sie wirklich oder
war es nur so daher gesagt? Hätte ich zuhause nur nichts gesagt und kein
Gästezimmer vorbereiten lassen; ich mache mich sicherlich lächerlich vor meinen
Kindern und auch vor Theresa unserer Haushälterin.—Der Zug wird, wegen
vereister Weichen, mit vierzig Minuten Verspätung ankommen--. All diese
Gedanken noch so lange wälzen, nein ich gehe, sie kommt sicher nicht.—Es war
die Zeit kurz vor moderner
Kommunikationsmethoden mit
Mobiltelefonen--. Aber wenn sie dann doch kommt, zu dumm dass wir eigentlich
nur die Namen und die Verabredung am Bahnhof haben ,keine Adresse, nicht mal
den Wohnort von Gerdas Eltern, zu denen sie nach der Trennung gegangen war
nichts auch nicht ihre alte Anschrift. Es ist aus vorbei. Ha jetzt hatte ich,
ohne es zu wollen, auch mal einen one night stand, dabei wäre es sicher schön
gewesen sich erst mal richtig kennenzulernen. Die Zugverspätung ist nun circa
eine Stunde und zwanzig Minuten tönt es näselnd aus den Lautsprechern. Was soll
ich bloss tun fragte sich, der der Verzweiflung nahe, Rolli und merkte dass
sein Gesicht feucht geworden war, nein Tränen ich habe doch seit meiner
Kleinkindzeit nie mehr geweint, dass macht nur die Kälte. Als endlich der Zug einfuhr,
sah er vor lauter „Kältetränen“ nichts mehr und als ihn zwei stürmische Arme an
sich rissen liefen die Tränen hemmungslos. Als er endlich wieder sehen konnte
fand er sie noch viel schöner nein berührender als in seiner Erinnerung. Endlich kamen sie in der Villa an und wurden
herzlich von Orlando und Dorinda empfangen. Die das ganze Haus mit vielen Blumen geschmückt hatten. Plötzlich schimpfte Theresa: „alles ist verkocht“, aber man hätte ihm
sonst was vorsetzten können er hätte es nicht gemerkt.
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