Der Weihnachtsabend war für die Mutter und die vier Kinder
immer eine Zitterpartie. Als die Kinder noch klein waren, schwankten sie
zwischen freudiger Erwartung und unbestimmter Furcht, die Mutter schwankte
zwischen Hoffnung Angst und Wut. Alle fragten sich wann und vor allem wie wird
der Vater nach Hause kommen. Mal kam er so besoffen an, dass es nicht mal zu
Ärger kommen konnte, bevor er auf dem Sofa einschlief, das waren die schönsten
Weihnachtsfeiern, die Mutter und die Oma sangen mit den Kindern die
traditionellen obligaten Lieder, dann kam das Essen und dann das wichtigste,
die Bescherung. Aber es gab Jahre, wo sich der Vater plötzlich an sein
Versprechen, diesmal nicht zum Voraus mit Kumpels zu feiern erinnerte und
mitten im Vorfeiern aufhörte und halb besoffen nach Hause ging, dann gab’s Zoff
aber richtig. Ja die Mutter und die Oma versuchten jede heikle Bemerkung zu
vermeiden, schon zu sagen schön dass du schon da bist gab das Stichwort zum
Krach mit wüsten Beschimpfungen und harten Schlägen. Er schrie auch die Kinder
an, ihr alle seit böse mit mir, wie ich’s auch mache ich bin wohl immer der
Buhmann der Familie. Sobald er alles kurz und klein geschlagen hatte verschwand
er in den Weihnachtsabend hinaus, irgendwann brachten ihn die besoffenen
Kumpels oder gar die Polizei volltrunken heim. Später als die vier Kinder zu
jungen starken Erwachsenen
herangewachsen waren und dem Vater an einem Weihnachtsabend entschieden
gegenübertraten änderten sich diese Abende. Am nächsten Morgen, dem
Weihnachtstag stellten sie dem sehr verkaterten Vater ein Ultimatum. Entweder
du gehst in eine Klinik und zwar noch heute, oder wir alle ziehen hier aus und
lassen dich allein mit deinen Kumpels. Erstaunlicherweise akzeptierte er die Entziehungskur.
Nach Monaten kam er nach Hause zurück, Rückfällig ist er nie geworden das
einzige was an seine Zeit als Säufer
erinnerte, war ein ausgeprägtes Zittern. Er alterte rasch war aber nett und
umgänglich und ging weiterhin regelmässig zur Arbeit mit dem kleinen
Unterschied, dass das ganze verdiente Geld nun in den Haushalt floss und nicht
mehr in die Kneipen. Und so ist aus der weihnächtlichen Zitterpartie—wie und
wann kommt der Vater—eine Zitter-Party geworden, denn selbst ein Saft-Glas
konnte er nicht ruhig zu Munde führen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen