Es war in
den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts kurz vor Weihnachten, ja die
Jahresendsitzungen waren in dieser Pharma- Firma immer, sofern es der Kalender
es zuliess, bis am dreiundzwanzigsten Dezember; mit obligatem Weihnachtsessen
und viel Bla Bla. Der letzte Nachmittag
war stets sehr mühsam, die neue Lohnhöhe wurde verhandelt. Aber da man ja nicht
zu spät zu Bahnhof wollte und der Chef dies wusste, hoffte er uns überrumpeln zu
können. Bei den meisten Mitarbeitern hatte er Erfolg, sie beugten sich seinem Diktat;
ich war damals schon aufmüpfig und bekam die Lohnanpassung die ich wollte, ja
der Chef hatte Respekt wenn man sich zur Wehr setzte. Wir, das war der
Aussendienst- Regionalleiter Westschweiz zwei Kollegen und ich, hetzten zum
Bahnhof um den früheren Zug zu erwischen. Da wir in Neuchâtel, Lausanne und
Genf wohnten nahmen wir immer den Zug über Biel und nicht über Bern, der
modernere Wagen hatte. Als wir zum Zug kamen, sah ich dass in einem Abteil die
vier Kollegen von der Konkurrenz sassen, wirklich der direkten Konkurrenz! Ich
machte meinen Kollegen ein Zeichen und zeigte auf das Abteil. Vorsichtig und
leise setzten wir uns in das Nebenabteil, versteckten uns hinter Zeitungen und
schweigend hörten wir zum Nebenabteil hin.
Hatten die wohl etwas zu feiern oder tranken sie aus Gewohnheit ihren an
der Minibar gekauften Weisswein. Sie waren glücklicherweise recht laut vor
allem nach der zweiten Flasche. Wir hinter unseren Zeitschriften grinsten uns
zu, denn wir durften alles aber wirklich alles über Verkaufsstrategie und
Kunden mithören. Als ich in Neuchâtel ausstieg wechselten meine Kollegen
diskret in den Nebenwagen, ich ging in die andere Richtung um ja nicht gesehen
zu werden. Als wir im Januar wieder zu den Kunden gingen, informierten wir beiläufig
was wir über diese Kunden, oft nicht sehr schmeichelhaftes und vor allem
geheimes, erlauscht hatten. Die Kunden
merkten natürlich sofort woher wir diese Informationen haben mussten, ärgerten
sich sehr, dass Vertrauliches weitererzählt worden war. Viele davon kauften
nicht mehr bei der Konkurrenz sondern bei uns. Fazit nicht nur im Krieg soll man
sich stets daran erinnern
–FEIND HÖRT MIT—
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