Willibald war
Lisas Grossonkel und sie war seine
einzige Verwandte, seit ihre Eltern vor einigen Jahren nicht von einer
Kreuzfahrt zurückgekommen waren. Die Reise war zur silbernen Hochzeit
organisiert worden, auch ihre Grosseltern waren dabei ums Leben gekommen; zwei
Generationen von Mutters Seite tot, ausgestorben. Da der Vater Waise gewesen
war hatte sie sonst keine Verwandte, eben nur Willibald den sie ab und zu an
Sonntagen zum Mittagstisch einlud, halb aus Verpflichtung halb aus Berechnung.
Denn Willibald war nach einem abenteuerlichen Leben von dem man nur wusste dass
er lange Jahre in Südamerika und in Südost Asien verbracht hatte, als reicher
Mann zurück in die Schweiz in die Nähe seiner Schwester gezogen .Er hatte, soviel
sie wusste, immer allein gelebt und das sollte auch so bleiben. Vor einigen
Monaten hatte sich der Onkel die Hüfte gebrochen er war im Keller auf
einen wackligen alten Schemel gestiegen um eine vergessene Flasche Wein zu holen—ja
nicht vergessen—eher für einen besonderen Anlass reserviert. Der Anlass war ihr
dreissigster Geburtstag gewesen und so war sie es die ihn mit gebrochener Hüfte
in die Klinik bringen musste; statt mit Willibald Foie Gras und die schöne
Flasche Yquem, die sich nicht die Hüfte sondern den Hals gebrochen hatte, zu geniessen.
Willibald kam von der Klinik erst mal
zur Reha, einer Luxuriösen Reha .Eigentlich ein Schloss in einem schönen Park
idyllisch direkt am See gelegen. Sie
besuchte Willibald oft abends in seiner
Luxus Reha, denn er dinierte gerne mit ihr
im schönen Speisesaal und sie musste dann zuhause nicht mehr kochen. Willibald
war in dieser kurzen Zeit, wohl durch dem Schock etwas seltsam geworden, na ja
mit über achtzig auch kein Wunder.Er kam
nicht etwa alleine nach Hause, nein er hatte eine Pflegerin die sich sehr liebevoll um ihn kümmerte. Für Lisas
Geschmack zu liebevoll! An den Wochenenden war die Pflegerin aber nicht da,
denn sie hatte zwar keinen Mann aber zwei Söhne zu versorgen .Deshalb kümmerte
sich dann Lisa um ihren Willibald ,so konnte sie auch in dem grossen Haus zum
Rechten sehen und in Ruhe rumstöbern.
Sie fand viele Belege über den zu erwartenden Nachlass. Dies motivierte
sie zu überlegen was sie gegen die ach
so nette hübsche Pflegekraft tun musste.Lisa
war Historikerin und unterrichtete in „der“ Privatschule am Bodensee. Also
dachte sie an Karl VI. den Kaiser der 1740 an einer Pilzvergiftung gestorben
war. Es war Herbst, Willibald liebte Pilze, die Pflegerin war eine sehr gute
Köchin…. Vom reinen Gedankenspiel zur Ausführung war nur ein Schritt, Lisa tat
ihn resolut. Sie fand drei hübsche kleine grüne Knollenblätterpilze; rief die
alte Pilz-Frau die sie schon als Kind gekannt hatte, kaufte ihr alles ab, mischte
die Pilze und bereitete sie vor. Kurz
abgebrüht waren sie bereit für ein Pilz Omelett Willibalds Leibspeise. Am
Montag war Lisa in der Schule als die Pflegerin das Mittagsessen für
Willibald und sich selbst zubereitete. Willibald
hatte ihr gesagt dass seine Pilz-Frau da
gewesen und Pilze gebracht hatte , die
Lisa schon geputzt und vorgekocht
habe. Das Mahl schmeckte vorzüglich war allerdings für beide das letzte. Willibald starb schon auf dem Weg ins
Krankenhaus, sein geschwächter Kreislauf ertrug den starken Durchfall nicht;
die nette Pflegerin konnte auch nicht gerettet werden. Die beiden noch jungen Söhne waren mit Lisa
die einzigen Trauernden am Grab der netten Pflegerin, ihrer Mutter. Dann musste Lisa zur zweiten
Beerdigung eilen.
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