Sie waren schon seit sehr langer Zeit ein Paar, kein
klassisches nein ein sehr eigenartiges Paar. Daisy und Felix .Sie lebten getrennt,
Felix lebte in Deutschland er war Leiter eines Heims für schwierige Jugendliche,
Mädchen und Jungs. Daisy lebte in London und arbeitete als Einkäuferin in einem
grossen Industriekonzern. Kennen und lieben gelernt hatten sie sich in einem
Luxus-Internat in der Westschweiz am Genfer See wo sie im gleichen Jahr die
Schweizer Matura und das Äquivalent für England und Deutschland erwarben. Ja
sie liebten sich und doch blieben sie nie richtig zusammen, nein Daisy ging
zurück nach England um Economy zu
studieren, Felix kehrte nach Hannover zurück und studierte an der Pädagogischen
Hochschule. Felix und Daisy heirateten, jeder für sich, Daisy einen Manager von
Harrod‘s,Felix hingegen eine junge Schauspielerin. Sie brachten es fertig, sich
jedes Jahr mindestens einmal meist aber mehrere Male und immer in der
Westschweiz zu treffen. Sie nannten diese Treffen „ Parenthesen“ wohl am besten
mit „Abschweifung“ oder „Ausklammerung“
zu übersetzen. Eigenartigerweise blieben beide, sonst sehr glücklichen
Ehen, kinderlos; ob sie deswegen gelitten haben ist nicht bekannt. Über ihre
Ehen und den nicht erfüllten Kinderwunsch wurde nie geredet. Nein während ihrer
Parenthesen waren sie nur auf sich und ihre gemeinsame Vergangenheit fixiert.
Alle paar Jahre ergab es sich, dass sie längere Ferien zusammen machen konnten,
dann wanderten sie zusammen im französischen Jura oder in Savoyen und freuten sich,
dass die Berufe der Partner solche Freiräume zuliess. Viele Jahre später
verstarb Daisy’s Mann an plötzlichem Herztod, Felix war von seiner
Schauspielergattin schon vor einiger Zeit verlassen worden. Nach gebührlicher,
der Familie geschuldeten, Trauerzeit trafen sie sich wieder in ihrem geliebten
Palace Hotel in Montreux. Sie versuchten immer das ehemalige Zimmer von Nabokov
zu bekommen, und wenn sie einmal ein anderes Zimmer nehmen mussten stellten sie
sich vor, was für andere Berühmtheiten wohl da übernachtet haben könnten. Nach
einigen Tagen entschieden sie sich für eine Woche ins --Hôtel du Lac in Malbuisson-- im
französischen Jura zu fahren um dort zu wandern und ihre neue Situation zu
besprechen. Sie bezogen die Junior-Suite, es war wohl als Hochzeits oder
Liebessuite gedacht, grosses Bad in grünem Marmor und Wand und Deckenspiegel überall.
Bei ihrem ersten Nachtessen in dem, im Stil der Garnier-Opera eingerichteten,
roten Speisesaal bei dazu passenden Speisen und dem obligaten Wein, Château
Chalon, nach Curnonsky einer der fünf
grossen Weissweine Frankreichs, wurde über die nahe und fernere Zukunft gesprochen. Es
wurde spät in der kleinen Bar mit noch mehr Wein und natürlich Likören. Nach
dem sie sich ausgiebig geliebt hatten wobei die verschiedenen Spiegel doch einen
besonderen Reiz hinzufügten , genossen sie es, gemeinsam eine Zigarette zu
rauchen; eigentlich hatten sie schon lange mit dem Rauchen Schluss gemacht aber
nach gutem lange ersehntem Sex tat es gut auch diesem Laster wieder einmal zu frönen.
Dann wurde Felix, sei es wegen des genossenen Alkohols oder der erotik-geladenen
Stimmung, irgendwie melancholisch, nein eigentlich nur nachdenklich und auch
ein wenig weinselig. Weisst du meine liebe Daisy, wir sind ja beide nicht mehr
die Jüngsten, wir, nein, das heisst ich habe einen mehr als respektablen Bauch
,Falten, Krampfadern und so weiter, und ich bin so froh dass du mich immer noch
akzeptierst und, so glaube ich , auch liebst. Da brach Daisy in Tränen aus und stammelte,
dass ist das schönste Kompliment dass du mir je gemacht hast, denn du hast
damit gesagt dass dich an mir nichts abstösst trotz der Spuren der Jahre.
Schwöre mir, dass du mich nie heiraten und nie verlassen wirst; zusammenleben
wäre für beide schrecklich es würden uns die Freude auf unsere Parenthesen zu
sehr fehlen. Ich werde weiterhin in London leben, und mich auf unsere
Parenthesen freuen. Völlig einverstanden sagt Felix aber die Parenthesen die
werden viel häufiger; und wenn ich an Gott glaubte tät ich ihm danken dass es dich gibt. Dass es
uns noch sehr lange gibt schluchzte Daisy.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen