Anita sass
schon den ganzen Nachmittag vor dem Fernseher, denn aus Mailand, Paris Tokyo
und London wurden die neuesten Modeschauen übertragen. Unglaublich wie toll
diesmal die Mode ist, wie auf mich zugeschnitten, sagte sich Anita und kam ins
Grübeln wie bei jedem Saisonwechsel. Glücklicherweise war sie ja auf so etwas
sehr gut vorbereitet. Am Samstag schlenderte sie mit Hannes durch die Innenstadt,
sie wusste genau dass beim lieblings-Weinhändler im Moment die Bordeaux-Weine
im „Primeurangebot“ waren; man konnte Weine zu sehr viel günstigeren
Konditionen bestellen die dann nach der Abfüllung in etwa einem Jahr
ausgeliefert wurden, dann aber schon bezahlt waren. Hannes fiel auf die Masche
herein und bestellte grosszügig hatte man doch einen Superjahrgang angesagt.
Anschliessend gingen sie zusammen Mittag-essen
mit einem oder zwei Gläsern Champagner. Darauf folgte eine überraschend
zärtliche Siesta, Hannes war hin und weg. Einige Tage später kündete Hannes an,
dass er mit seinen Freunden übernächstes
Wochenende zum Skifahren nach Savoyen fahren würde. Anita jubelte
innerlich zeigte sich aber gar nicht amüsiert gegen aussen, dies gehörte zur
Strategie! Nun war wieder ein Einkaufsbummel in die Stadt angesagt, diesmal
weder Wein noch Champagnerfrühstück, nein jetzt waren die Modeboutiquen
dran—die Anita schon in Voraus besucht hatte—man soll ja nichts den Zufall
überlassen. Nach den ersten Einkäufen fing Hannes an zu bremsen, dies hätte er
besser sein lassen denn nun gings erst richtig los. Für dich ist nichts zu
teuer, du kaufst immer die besten Weine ein, gehst mit deinen Saufkumpanen nach
Frankreich in die besten Hotels und für mich ist nie Geld da um mich anständig einzukleiden; du gönnst mir
nicht mal das schwarze unter den Nägeln du Egoist. Hätte ich nur auf meine Mutter gehört und dich
nicht geheiratet, Mensch war ich blöd so einen Geizkragen zu nehmen. Ganz
verdattert sagte Hannes, du hast jetzt schon für tausende von Franken
eingekauft, wir müssen ja auch noch leben bis zum nächsten Zahltag woraufhin
Anita verächtlich schrie du bist eben ein loser und verdienst viel zu wenig für
eine Frau wie mich. Hannes war sprachlos, strapazierte die Kreditkarten bis übers
Limit und verzichtete auf sein Wochenende –wegen Grippe—.
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