Mittwoch, 14. Januar 2015

Taschengeld

Es war in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts, unser Held, na ein Held war er sicherlich nicht, war ein Endvierziger ein verklemmter Buchhalter in einer mittelgrossen Versicherungsagentur.Er hatte eine Frau und vier Kinder, eine damals übliche Anzahl. Die Frau hiess Yvonne unser Held Martial, dieser Name passt überhaupt nicht zu ihm, er war eher ein Schwächling kein Kämpfer. Yvonne hatte in dieser Familie das Sagen, das wussten alle in dieser Genossenschaftsüberbauung, denn man hörte ihre Zurechtweisungen sowohl für die Kinder als für Martial. Nach langem Sparen hatten sie ein Familien Auto gekauft, damit konnte Martial mittags nach Hause zum Essen fahren denn er hatte, wie üblich damals, zwei Stunden Mittagspause. Yvonne hatte ihm vorgerechnet, dass es lohnend war denn zuhause war das Essen günstiger und besser, aber der wahre Grund war, dass sie das Auto manchmal nachmittags zum Einkaufen wollte. Sie fuhr ihn ins Büro und dann gings zum Einkaufen; das allerwichtigste aber war, dass sie die einzige Frau in der ganzen Nachbarschaft war die den Führerschein hatte und es auch zeigen konnte. Manchmal, aber leider zu selten da sein Taschengeld abgezählt war, kaufte sich Martial eine Herrenzeitschrift, La Vie Parisienne oder Playboy. Erst da merkte er, dass es sich gelohnt hatte englisch und französisch zu büffeln und als junger Mann ein Jahr in Genf zu arbeiten, wo er ja auch Yvonne kennengelernt hatte. Die Zeitschriften musste er im versteckten lesen, Yvonne wäre furchtbar böse geworden .         Einmal als er noch kein Auto hatte fand Yvonne eine dieser Zeitschriften in der Innentasche seines Mantels, schrecklich was er sich hatte anhören müssen. Du liebst mich nicht, geilst dich an lasziven Bildern von Nutten auf, du hast keinen Respekt vor mir und den Kindern! Ja die Kinder hätten ja diese schmutzige Zeitschrift in die Hände bekommen können .Pfui einfach schändlich, wehe wenn du sowas noch einmal machst bring ich dich um du Schwein. Diese Reaktion war wohl etwas heftig, aber in dieser Zeit hätten die meisten Frauen in dieser Art reagieret. Solche „Literatur“ fand man höchstens beim Coiffeur unter dem Ladentisch. Da Martial zuhause nur sporadisch zum Beischlaf kam, Yvonne wollte keine Kinder mehr und überhaupt, denk doch nicht immer noch an sowas! Seit er das Auto hatte fuhr er manchmal nach der Arbeit oder wenn er zu den Zweigstellen musste, an einen stillen Platz wo er in Ruhe die verbotenen Früchte geniessen konnte. Sein Lieblingsplatz war eine Allee mit Kastanienbäumen wo er im Schatten lesen und sich manchmal auch erleichtern konnte. Danach öffnete er die Tür und schmiss Papiertuch und manchmal die Zeitschrift diskret unters Auto.  Hefte die er noch behalten wollte zwängte er unter seinen Autositz, er hoffte dass sie nicht gefunden würde.                                                                                                                                                   Als er wieder einmal eine Zeitschrift entsorgt hatte und abgefahren war, sah er im Rückspiegel zwei Halbwüchsige aus dem Gebüsch kommen und die weggeschmissene Zeitschrift nehmen; der grosse Schreck kam dann als er seine beiden dreizehn und fünfzehntägigen Buben erkannte. Am nächsten Samstag, als das übliche Taschengeld natürlich von Yvonne verteilt wurde verlangten die beiden mehr Geld! Nun musste er Yvonne davon überzeugen, dass die beiden nun alt genug waren um etwas mehr zu bekommen, es ging tagelang und die Söhne schauten mit einem schadenfrohen und zugleich warnenden Grinsen zu wie sich der Vater für sie, die stillen Erpresser ins Zeug legte.


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