Es war in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts, unser
Held, na ein Held war er sicherlich nicht, war ein Endvierziger ein verklemmter
Buchhalter in einer mittelgrossen Versicherungsagentur.Er hatte eine Frau und
vier Kinder, eine damals übliche Anzahl. Die Frau hiess Yvonne unser Held
Martial, dieser Name passt überhaupt nicht zu ihm, er war eher ein Schwächling
kein Kämpfer. Yvonne hatte in dieser Familie das Sagen, das wussten alle in
dieser Genossenschaftsüberbauung, denn man hörte ihre Zurechtweisungen sowohl
für die Kinder als für Martial. Nach langem Sparen hatten sie ein Familien Auto
gekauft, damit konnte Martial mittags nach Hause zum Essen fahren denn er hatte,
wie üblich damals, zwei Stunden Mittagspause. Yvonne hatte ihm vorgerechnet,
dass es lohnend war denn zuhause war das Essen günstiger und besser, aber der wahre
Grund war, dass sie das Auto manchmal nachmittags zum Einkaufen wollte. Sie
fuhr ihn ins Büro und dann gings zum Einkaufen; das allerwichtigste aber war,
dass sie die einzige Frau in der ganzen Nachbarschaft war die den Führerschein
hatte und es auch zeigen konnte. Manchmal, aber leider zu selten da sein
Taschengeld abgezählt war, kaufte sich Martial eine Herrenzeitschrift, La Vie
Parisienne oder Playboy. Erst da merkte er, dass es sich gelohnt hatte englisch
und französisch zu büffeln und als junger Mann ein Jahr in Genf zu arbeiten, wo
er ja auch Yvonne kennengelernt hatte. Die Zeitschriften musste er im
versteckten lesen, Yvonne wäre furchtbar böse geworden . Einmal als er noch kein Auto hatte fand Yvonne
eine dieser Zeitschriften in der Innentasche seines Mantels, schrecklich was er
sich hatte anhören müssen. Du liebst mich nicht, geilst dich an lasziven
Bildern von Nutten auf, du hast keinen Respekt vor mir und den Kindern! Ja die
Kinder hätten ja diese schmutzige Zeitschrift in die Hände bekommen können
.Pfui einfach schändlich, wehe wenn du sowas noch einmal machst bring ich dich
um du Schwein. Diese Reaktion war wohl etwas heftig, aber in dieser Zeit hätten
die meisten Frauen in dieser Art reagieret. Solche „Literatur“ fand man
höchstens beim Coiffeur unter dem Ladentisch. Da Martial zuhause nur sporadisch
zum Beischlaf kam, Yvonne wollte keine Kinder mehr und überhaupt, denk doch
nicht immer noch an sowas! Seit er das Auto hatte fuhr er manchmal nach der
Arbeit oder wenn er zu den Zweigstellen musste, an einen stillen Platz wo er in
Ruhe die verbotenen Früchte geniessen konnte. Sein Lieblingsplatz war eine
Allee mit Kastanienbäumen wo er im Schatten lesen und sich manchmal auch
erleichtern konnte. Danach öffnete er die Tür und schmiss Papiertuch und
manchmal die Zeitschrift diskret unters Auto. Hefte die er noch behalten wollte zwängte er
unter seinen Autositz, er hoffte dass sie nicht gefunden würde. Als
er wieder einmal eine Zeitschrift entsorgt hatte und abgefahren war, sah er im
Rückspiegel zwei Halbwüchsige aus dem Gebüsch kommen und die weggeschmissene
Zeitschrift nehmen; der grosse Schreck kam dann als er seine beiden dreizehn
und fünfzehntägigen Buben erkannte. Am nächsten Samstag, als das übliche
Taschengeld natürlich von Yvonne verteilt wurde verlangten die beiden mehr
Geld! Nun musste er Yvonne davon überzeugen, dass die beiden nun alt genug
waren um etwas mehr zu bekommen, es ging tagelang und die Söhne schauten mit
einem schadenfrohen und zugleich warnenden Grinsen zu wie sich der Vater für
sie, die stillen Erpresser ins Zeug legte.
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