Sie war viele
Jahre lang seine Geliebte gewesen, ja die mit ihr verbrachte Zeit war die
einzige lebenswerte Zeit gewesen. Als er schon kurz nach der Geburt der
Zwillinge merkte, dass seine Frau komisch wurde war sie, eine frisch
verheiratete junge Frau, als Sachbearbeiterin in die Firma eingetreten. Sie,
die neue Kollegin Miriam, war ihm sofort aufgefallen, sie war recht hübsch—ja
beinahe schön—aber es war vor allem ihre positive lebensbejahende Ausstrahlung
die es ihm angetan hatte. Sie arbeiteten oft zusammen dadurch ergab sich ein
freundschaftliches kollegiales Verhältnis, mehr nicht. Zuhause wurde es immer
schlimmer jetzt nach der Geburt der Tochter war seine Frau in eine schwere
Depression abgedriftet die mit den damaligen Medikamenten nur schwer zu
beherrschen war. Glücklicherweise war er finanziell in der Lage eine
Kinder-Schwester und eine Vollzeit-Haushaltshilfe zu bezahlen. Schlimm waren
die apathischen Phasen der Krankheit, unerträglich aber war es wenn die
manische überhand nahm. Er
stürzte sich immer mehr in die Arbeit oft mit der netten Miriam zusammen. Eines
Abends als sie gemeinsam ein Projekt zu Ende brachten, fiel ihm auf, dass
Miriam irgendwie anders war. Er fragte sie ob sie Lust und Zeit habe zusammen noch
etwas essen oder mindestens trinken zu gehen. Sie war sofort einverstanden und
so kam es nach Jahren zu ihrem ersten privaten Gespräch, es wurde sehr spät.
Sie erzählte ihm, dass ihr Mann seit einigen Wochen mit der Diagnose einer
Multiplen Sklerose, die sehr schnell invalidisierend geworden war, leben
musste, bat ihn aber keinem in der Firma davon zu erzählen, sie wollte nicht
bemitleidet werden. Er erzählte von seiner Frau mit derselben Bitte dies für
sich zu behalten. So sind sie erst aus Not, dann aus Liebe zu einem geheimen
Paar geworden. Beide
konnten ihre Ehepartner nicht verlassen und erlaubten sich ein Parallelleben wo
sie ihr Glück fanden. Miriam hatte keine Kinder haben können wollte aber ihren
kranken Mann nicht verlassen. Ewald wollte und musste schon der drei Kinder
wegen –um sie vor der Mutter zu schützen—bei seiner Frau ausharren. Viele Jahre
danach, die Kinder waren schon längst selbstständig, starb Miriam eines Abends
ganz unerwartet in ihrer gemeinsamen, geheimen, Wohnung, ein Aneurysma war
geborsten. Der Gang zu Miriams Mann war der schwerste seines Lebens, der bettlägerige
Mann ,dem er die Wahrheit nicht verbergen konnte, da ja auch die Polizei eine
Untersuchung eingeleitet hatte, brach zusammen, er glaubte an die Treue
Miriams. Ewald dachte an Selbstmord, aber wer würde das Grab pflegen, der Mann
Miriams sicher nicht wer also wenn nicht er? Ausserdem konnte er nicht mit ihr
zusammen begraben werden also musste er weiterleben und so verbrachte er seine Tage, bei jeder
Witterung auf dem Friedhof am Grabe von Miriam.
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